Duisburg-Walsum. . Der Wahl-Walsumer Wilhelm Küpper hat mit 86 Jahren seine Kindheits- und Jugenderinnerungen veröffentlicht: Ein lebendiges Geschichtsbuch für Jung und Alt.

Wilhelm Küpper ist ein Original. Wenn der Wahl-Walsumer aus seinem Leben erzählt, vergeht die Zeit wie im Fluge. Das hat der Bottroper Verleger Werner Boschmann gleich erkannt, als Küpper ihn vor gut einem Jahr fragte, ob er denn nicht seine bereits niedergeschriebene Autobiografie veröffentlichen wolle. Die beiden waren schnell ein Herz und eine Seele. Sie überlegten, welcher Lebensabschnitt für ein „Buch vonne Ruhr“ interessant sein könnte – und einigten sich darauf, die ersten 15 Jahre aus Wilhelm Küppers Leben zu bringen.

1925 wurde Küpper in Essen geboren. Dort verbrachte er seine Jugend. Walsum lernte er damals aber auch schon kennen – hier lebte ein Teil der Familie. Der heute 86-jährige hatte als Rentner angefangen, seine Geschichte aufzuschreiben. Einfach so. „Man muss ja was zu tun haben“, sagte er sich, nahm Stift und Block und begann zu schreiben. Seite für Seite. Am Ende hielt er einen dicken Wälzer in der Hand – zu viel, um alles zu veröffentlichen, fand der Verleger und empfahl dem früheren Kaufmann, sich auf die Kindheit zu konzentrieren.

Zwei Schwerpunkte gesetzt

Herausgekommen ist ein 143-Seiten-Werk mit zwei Schwerpunkten: Zum einen schildert der Autor das Leben in den späten 1920er und 1930er Jahren, aber auch das Entstehen des Dritten Reichs. Als Kind lebte der Junge im ländlichen Bereich. Dort, wo man selbstverständlich Hühner und Schweine im Hinterhof hielt. Als er 1939 beim Füttern der Tiere half, hielt plötzlich ein Auto vorm Haus. Der Fahrer drehte die Scheibe herunter und rief dem 14-jährigen Wilhelm zu: „Wir haben Krieg, Krieg mit Polen.“ Diese Szene hat sich in Küppers Gedächtnis eingebrannt – und diente als Titel für das Buch: „Beim Hühnerfüttern kam der Krieg zu mir“.

„Die ersten 15 Jahre meines Lebens“

Erschienen ist das Werk im Henselowsky-Boschmann-Verlag mit Sitz in Bottrop.

Werner Boschmann hat sich auf „Geschichten vonne Ruhr“ spezialisiert und lässt Originale erzählen.

Das Werk ist in allen Buchhandlungen zu erhalten. Preis: 9,90 €, ISBN 978-3-942094-30-6

In der Folge schildert er aus Kindersicht, wie sich Hitler und seine Gefolgschaft breit machten und Einfluss auf die kleinsten Dinge des Alltags nahmen. Er erzählt auch, wie er selbst „verordnetes“ Mitglied der Hitlerjugend wurde.

Im ersten Teil seines Werkes beschreibt er das alltägliche Leben zwischen den Kriegen. Wie er mit Oma und Opa, Onkeln und Tanten, Eltern und Geschwistern unter einem Dach lebte. Wie schwierig der Alltag der einfachen Leute war, die trotzdem zufrieden schienen. Und, wie unbeschwert seine Kindheit war:

Ich hatte im Haus meiner Großeltern eine durch Gebote oder Verbote kaum eingeschränkte Kindheit. Ich wusste, dass ich mich nicht hinter ein Pferd oder unter eine aufgehängte Sense stellen durfte, dass ich im tiefen Brunnen ertrinken würde, wenn ich hineinsah und das Übergewicht bekam. Ich passte auf, wenn ich eines der wenigen vorbeifahrenden Autos kommen hörte, und wenn ich mit einem scharfen Messer spielte, dann wurde es mir abgenommen. Aber sonst? Mir stand der Hof zur Verfügung. Ich konnte an der Tränke spielen und Papierschiffchen fahren lassen. Ich hätte lärmen können, singen, trampeln, jubeln – niemanden hätte es gestört.

Das Werk ist für Ältere spannend, weil sie ihre ähnlich verlaufene Jugendzeit wiedererkennen, egal, ob sie in Duisburg oder Wanne-Eickel aufgewachsen sind. Jüngeren kann es als kurzweiliges Geschichtsbuch dienen, mit wahren Anekdoten.