Duisburg.
Erst vor ein paar Wochen hatte die „Initiative für Transparenz“ in Bruckhausen kritisch gefragt, wieso in derartig belastender Nähe von Thyssen-Krupp noch ein Kindergarten betrieben wird. Jetzt hat die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck nicht nur das imposante Doppelwohnhaus Kronstraße 3 und 5 unter Denkmalschutz gestellt. Wir stellen die neuen Denkmäler vor.
Dass es sich um die großbürgerliche Variante des heute so weit verbreiteten kleinbürgerlichen Doppelhauses handelt, wird erst bei genauerem Hinsehen deutlich. Man könnte eher meinen, das Haus sei immer schon ein Kindergarten.
Aber dem ist nicht so, wie das Exposé der Denkmalschützer ausweist. Etwa ab 1895 intensivierte sich die Bautätigkeit in der Nachbarschaft von August Thyssens Gewerkschaft Deutscher Kaiser (GDK), woraufhin sich Bruckhausen innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem Stadtteil mit über 20 000 Einwohnern entwickelte. Mit dem Bau von Werkswohnungen war man dabei aber eher zögerlich.
Alle Thyssen-Angestelltennannten sich „Beamte“
1900 wurden gegenüber der Zufahrt zu Schacht III der Zeche zwei identische Doppelhäuser gebaut, später Kaiser-Wilhelm-Straße 40 und 44. Und ab 1903 entstand im Einmündungsbereich Kringelkamp/Kronstraße ein kleines Viertel mit so genannten Beamtenwohnhäusern. Ganz dem damaligen Obrigkeitsstaat verhaftet, nannten sich alle Angestellten bei Thyssen so, vom Werkmeister bis zum Abteilungsleiter. Von diesem Viertel ist heute nur noch das Doppelhaus Kronstraße 3 und 5 erhalten geblieben. Erst ab 1922 wurde die Südseite der Kronstraße auch mit einer Villen- und Beamtensiedlung bebaut.
Zum wuchtigen Eindruck des symmetrisch konzipierten Gebäudes trägt bei, dass es zweigeschossig auf einem Kellergeschoss-Sockel aufbaut und dass die zur Straße orientierten Eckzimmer ebenso leicht vortreten wie die Dachgiebel. Schließlich verfügt das seitlich gelegene Treppenhaus über ein imposantes Rundbogenfenster. Selbstverständlich enthielten die Häuser reichlich Platz für die Herrschaften und ihr Dienstpersonal.
Zahlreiche Umbauten, meist auch von Thyssen finanziert, passten das Haus an ständig sich wandelnde Bedürfnisse seiner Bewohner an. So erhielt die eine Hälfte schon 1911 einen Veranden- und Vorhallenanbau, 1921 die andere einen neuen Vorbau mit Freitreppe. Während des Zweiten Weltkriegs besaß das Gebäude rückwärtig seinen eigenen Luftschutzbunker. 1950 wurde eine Hälfte in zwei Geschosswohnungen unterteilt, 1992/93 das Ganze durch Einbau von Querfluren dann zum heutigen Kindergarten umgebaut.
Und weil das so typisch für den frühen herrschaftlichen Werkswohnungsbau von Thyssen ist, aber auch für die ansonsten sozial gemischt ausgelegte Siedlung Bruckhausen, wurde es jetzt zum Denkmal erhoben.