Duisburg-Obermarxloh. .

Friede, Freude und Reibekuchen gab es zum großen Jubiläumsfest des Kleingartenvereins „Erholung“ in Obermarxloh. Die reifen Brombeeren in der dichten Hecke rund um die 60 Jahre alte Anlage an der Schlachthofstraße luden die Besucher zum Naschen ein. Drinnen tummelten sich 400 Vereinsmitglieder und Gäste auf der großen Wiese vor dem Vereinsheim und ließen sich Pommes, Bratwurst, Reibekuchen und Bier schmecken.

„Wir haben allen Grund, unser Jubiläum groß zu feiern“, sagt der Vereinsvorsitzende Heinrich Garstecki, den alle nur „Männe“ nennen, mit Stolz. „Bei uns stimmt das Klima in der Anlage, die Leute verstehen sich prima, das ist ja nicht überall so.“ Damit spielt er auf die Streitigkeiten in den Vereinen „Alte Buche“ und „Schönnenbeckshof“ an, die im letzten Jahr das friedliche Laubenleben im Duisburger Norden erschütterten. „Die kriegen gar kein Gartenfest mehr zusammen, so zerstritten sind die“, sagt Garstecki mit Blick auf den Heckenkrieg im Schönnenbeckshof über den diese Zeitung im Jahr 2011 mehrfach berichtete.

Dönekes und Kinderfest

Die Gratulationsreden vom frischgebackenen Vorsitzenden des Stadtverbands der Kleingartenvereine Turgay Diker und vom Gartenbezirksvertreter Hans Sassenberg fallen kurz aus; denn am Himmel wird es plötzlich düster und die ersten Tropfen fallen. „Ich geh mal unters Dach, damit ich nich alles auf den Balg kriege“, beendet Männe Garstecki salopp den offiziellen Teil. Wer nicht unterm Pavillon Platz genommen hat, flüchtet ins Vereinsheim und steht dort dem ehrenamtlichen Wirt „Kalle“ Hrouda im Weg, dem gerade die Gläser knapp geworden sind. „Tausend Liter Bier schenken wir heute schon aus“, meint er, „da muss das Team ordentlich zapfen können, dafür bringe ich immer meinen Kegelclub mit.“ Der Schauer ist schnell vorüber, über der Anlage mit den schnurgraden Wegen und den leuchtenden Kürbissen steht ein prächtiger Regenbogen.

Vereinskassiererin Krista Schmette blättert in der Chronik und zeigt, dass der Verein 1952 mit 32 Gärten angefangen hat, heute sind es 47 Parzellen mit je 360 Quadratmetern. „Mein Schwiegervater hat das Gelände hier mit urbar gemacht, das gehörte früher zu einem Bauernhof“, erzählt sie. Der älteste Kleingärtner im Verein ist mit 91 Jahren Werner Hülskemper, der seine Parzelle seit 1955 beackert. Es gelten die üblichen Regeln: Ein Drittel Nutzgarten, ein Drittel Ziergarten und ein Drittel Freizeitgarten. „Allzu streng wird das bei uns aber nicht gehandhabt, da gibt es ja viel Auslegungsspielraum“, sagt Schmette, während sie die Würstchenvorräte nachzählt. Die gehen langsam zur Neige. „Die muss ich vielleicht von der Karte für den Frühschoppen morgen streichen, bei dem tollen Wetter haben wir mehr verkauft als geplant“, überlegt sie.

Kleingärtner suchen junge Familien mit Kindern

Zurzeit sind alle 47 Parzellen in KGV Erholung verpachtet. Allerdings klappt der Generationenwechsel nicht mehr so gut wie früher.

Die Pächter sind durchweg im gesetzten Alter und der Verein würde sich über den Zuwachs junger Kleingartenfreunde mit Kindern freuen.

Wer Interesse an einem Garten hat, kann einfach in der Anlage an der Ecke Schlachthofstraße/Im Holtkamp in Obermarxloh vorbeischauen. Ansprechpartner sind Heinrich Garstecki, Günter Pelikan, Krista Schmette und Rudi Schmette vom Vorstand.

Männe Garstecki erzählt indessen am Tisch die Geschichte von dem Tag, als der Orkan Kyrill 2007 durch die Anlage fegte: „Wir haben mit unseren Gästen hier den Geburtstag meiner Frau gefeiert und hatten ein schönes zehn Meter langes Zelt aufgestellt. Da haben wir dann im brausenden Sturm mit zwanzig Mann an den Zeltstangen gehangen, damit das Ding nicht fliegen geht und aus der Laube dröhnte die ganze Zeit ,Ja lebt denn der alte Holzmichel noch’. Das war schon unvergesslich. Danach waren alle Gäste per Du und wir haben bis in den Morgen weitergefeiert.“