Duisburg-Ostacker. . Bürger klagten, dass der Ostacker-Friedhof verwildere. Stadt will nun schnell reagieren
„4000 Euro haben wir für unsere Familiengruft bezahlt“, sagt Wilhelm G. (Richtiger Name der Redaktion bekannt), „da ist die Beerdigung aber noch nicht inklusive. Und jetzt wuchert von allen Seiten hohes Gras drüber“, sagt der Mann Mitte 70 vor der Ortsbegehung am Ostacker-Friedhof an der Papiermühlenstraße, „das ist traurig.“
Mit Bild und seinem wahren Namen will Wilhelm G. partout nicht in die Zeitung. Aus Angst, Nachbarn könnten ihn für einen Querulanten halten. Er und zwei weitere Leser dieser Zeitung waren es, die binnen dreier Wochen im Rahmen unserer Aktion „Redaktion am Lesertelefon“ anriefen, und den Zustand des Friedhofs am Rande Bruckhausens bitter bemängelten.
Also hin zum Gottesacker am geschichtsträchtigen Ostacker: Als sich das Revier der Knute des Diktators Hitler beugte (leider buckelten viele freiwillig), war das Arbeiterviertel bis 1945 die Heimstatt tapferer Widerstandskämpfer, die für Freiheit ihr Leben riskierten.
Ob das die beiden jungen Erwachsenen wissen, die lautstark auf einer Parkbank gegenüber der Totenhalle etwas aushecken? Als sie Fotograf und Reporter kommen sehen, geben sie Fersengeld und der Ruhestatt ihre Ruhe wieder.
Auf den ersten Blick wirkt die Anlage an diesem warmen Sommertag gepflegt und hübsch. Bei genauerem Hinschauen fällt jedoch der viele Müll auf, der von außen und innen neben dem Metallzaun liegt, der den Friedhofsbereich von der Papiermühlenstraße trennt.
Augenscheinlich über Monate zugewuchert ist der rückwärtige Anbau der Totenhalle – hier kann wohl niemand durch die große Glastür getragen werden, die Sargträger würden bis über die Knie im hohen Gras stehen.
Beim Gang über den Friedhof fragt ein Witwer, der gerade noch liebevoll frische Blumen auf das Grab seiner verstorbenen Frau setzte, ob wir denn von der Zeitung seien: „Man soll sich nicht immer über alles beschweren“, sagt der Mann ernst, „aber ich war eine ganze Weile nicht in Duisburg und habe schon einen Schrecken gekriegt, wie das hier jetzt aussieht. Früher war der Friedhof gepflegter, es ist viel Moos auf den Wegen und viele Äste liegen auch darauf.“ Tatsächlich liegen viele Äste auf den Wegen. Die mögen für junge Menschen kein Problem sein, für ältere Friedhofsbesucher, die ja die Regel sind, stellen sie nicht zu unterschätzende Stolperfallen dar.
Tatsächlich gibt es auch im Friedhofsinneren Wiesen, die hoch zugewuchert sind. Und Wege, die nur ein Fußbreit freigeschnitten wurden. Hier scheint Pflege notwendig zu sein. Wie zum Beweis läuft der zentrale Müllbehälter des Friedhofs über, der riesige Grünschnittcontainer jedoch ist praktisch leer.
Früher, sagten die Leser am Telefon, hätten zahlreiche Euro-Jobber mit Arbeiten im Park ihren Hartz-4-Satz aufgebessert, heute würde sich nur noch ein Gärtner kümmern. „Das stimmt so nicht“, sagt eine Sprecherin der städtischen Wirtschaftsbetriebe, die schon nach 90 Minuten auf die Anfrage der Redaktion reagieren, „es werden Teams eingesetzt, um den Friedhof in Stand zu setzen.“
Die Stadt entschuldige sich bei den betroffenen Bürgern, sagt sie: „Ein Versäumnis. Die Zustände sind uns bekannt. Wir bereuen das und werden den Pflege-Rückstand nun ganz zeitnah beseitigen.“