Duisburg. . Über 100 Jahre schwerindustrielle Nutzung haben in Duisburg im wahrsten Sinne des Wortes ihre Spuren hinterlassen, vor allem in den Böden.

Über 100 Jahre schwerindustrielle Nutzung haben in Duisburg im wahrsten Sinne des Wortes ihre Spuren hinterlassen, vor allem in den Böden. Die Bezirksvertretungen wurden jetzt darüber informiert, dass fast 30 % des Stadtgebietes, genau 67 Quadratkilometer, als Bodenschutzgebiet ausgewiesen werden sollen, um die davon ausgehenden Gefährdungen gezielter bekämpfen zu können. Glücksfall für den Duisburger Norden: Obwohl sonst stets an der Spitze der Umweltbelastung, liegt der Schwerpunkt der Belastung durch Blei und Cadmium, um die es hauptsächlich geht, diesmal im Duisburger Süden und in Rheinhausen.

Insgesamt drei Schutzzonen sollen ausgewiesen werden. Davon gelten 43,3 Quadratkilometer „nur“ als „belastet“ und darunter fällt nördlich der Ruhr fast geschlossen das gesamte Gebiet zwischen Meiderich und Hamborn. Beeckerwerth, Neumühl, Röttgersbach, Fahrn und Walsum sind dagegen fast nicht betroffen. Für die „nur“ als „belastet“ geltenden Bereiche gilt, dass dort gesetzliche Prüfwerte überschritten sind. Und das zwingt die Behörden, die Entwicklung zu beobachten, vor allem aber, den Eintrag neuer Verschmutzung möglichst zu verhindern. Hausgärten gelten als „belastet“, wenn der Cadmiumgehalt dort über zwei Tausendstel Gramm je Kilo Erde beträgt. Für Kinderspielflächen gilt ein so genannter Prüfwert von zehn Tausendstel Gramm.

Erster Bodenaustausch fandAm Welschenhof statt

Ernst wird es für die Umweltbehörden auf jenen 22,2 Quadratkilometern Fläche, auf denen die Belastung derart hoch ist, dass dort so genannte „weiche“ Maßnahmen angeordnet werden müssen, etwa das Verbot, in Gärten bestimmte Gemüsearten anzubauen. Ohne Bodenschutzgebiet konnten bislang nur Empfehlungen ausgesprochen werden. Davon sind große Teile von Unter- und Mittelmeiderich sowie von Bruckhausen betroffen, ferner kleinere Flächen in Beeck, Hamborn und Röttgersbach. In dieser Zone müssen in Hausgärten Cadmiumwerte von über 2,2 Tausendstel Gramm je Kilo Erdreich überschritten werden, auf Kinderspielflächen 15 Tausendstel Gramm.

Die so genannten „harten“ Maßnahmen bleiben den hoch belasteten Flächen im Süden vorbehalten, von denen der Stadtteil Wanheim mit 1,6 Quadratkilometer betroffen ist. Dort war genau 100 Jahre lang eine Zinkhütte tätig, die eine hohe Blei- und Cadmiumbelastung in den Böden verursacht hat. Es kommt nur ein kostspieliger Austausch der Böden in Betracht. In dieser Zone müssen in Hausgärten Cadmiumwerte von über 5,5 Tausendstel Gramm je Kilo Erdreich überschritten werden, auf Kinderspielflächen 20 Tausendstel Gramm.

Genau damit hat die Stadt 2010/11 erste Erfahrungen in Obermeiderich gesammelt. In der Siedlung „Am Welschenhof“ waren nach Untersuchungen bei 16 von 20 Gärten die Böden ausgetauscht worden. Bis zu 20 000 € hatte das pro Garten gekostet. Für die Siedlung war aber kein Bodenschutzgebiet ausgewiesen worden (wir berichteten).

In der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck äußerte sich Dr. Detlef Feldmann (Linke) kritisch. Er forderte eine Ausdehnung des Bodenschutzgebietes auch auf mit Chrom und Nickel belastete Bereiche. Außerdem forderte er die Einbeziehung der Häfen: „Man sollte wissen, woran man ist.“ Einen entsprechenden Antrag stellte er nicht.