Duisburg-Hamborn. . Oberarzt Dr. Frank Bischof vom St. Johannes schwört auf künstliche Gelenke – als letztes Mittel

Für viel Wirbel unter den Krankenhaus-Orthopäden in Nordrhein-Westfalen hat in den vergangenen Wochen ein Fernsehbericht gesorgt, in dessen Rahmen Forscher des Rheinisch- Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung schwere Vorwürfe erheben. Vielen Patienten, hieß es dort, würden ohne Not künstliche Knie- und Hüftgelenke eingesetzt, allein um das Geschäft mit Gelenkprothesen lukrativ zu halten. Und um klinikseitig eine gute Auslastung der Operationssäle zu gewährleisten.

„Bei uns“, sagt Oberarzt Dr. Frank Bischof vom Helios-Klinikum St. Johannes in Hamborn, „wird nur operiert, wer wirklich operiert werden muss. Der 44-jährige Mediziner und gebürtige Kölner ist in Hamborn Leiter der Abteilung für Kunstgelenke. Rund 600 Operationen gibt es jährlich im St. Johannes, in deren Verlauf einem Patienten erstmalig ein künstliches Gelenk eingesetzt wird.

Ein Drittel dieser Operationen führt der zweifache Vater selbst durch: „Es ist richtig, dass immer mehr künstliche Hüft- und Kniegelenke eingesetzt werden“, sagt Bischof, „aber das ist gerade in einer Stadt wie Duisburg in erster Linie mal eine demografische Frage.“ Die Menschen hier würden immer älter und in Deutschland sei es – im Gegensatz etwa zu den USA oder Großbritannien – noch selbstverständlich, dass alte Menschen mit nicht heilbaren Hüft- oder Kniebeschwerden, schnell operiert würden: „In anderen Ländern, auch den Niederlanden, ist das Krankenversicherungssystem so organisiert, dass der Patient hohe Hürden überwinden muss, um überhaupt operiert zu werden.“ Wer hingegen in Deutschland 85 oder 90 Jahre alt sei und ansonsten fit, für den sei ein neues Hüft- oder Kniegelenk in jedem Fall ein erheblicher Zugewinn an Lebensqualität: „Natürlich müssen vorher alle konservativen Methoden zur Heilung komplett ausgeschöpft sein“, sagt der Orthopäde, „medikamentöse Therapie, physikalische Therapie, Physiotherapie, Krankengymnastik, Akupunktur, Wärme- oder Kälteanwendungen oder Injektionen ins Gelenk.“

Erst wenn die gesamte Palette an medizinischen Anwendungen ergebnislos verlaufe, erst dann werde dem Patienten zur Operation geraten: „Es gibt da feste Kriterien und eine zentrale Datenbank, in der alle Fälle archiviert werden“, sagt der Arzt. Deshalb sei jeder fall mit äußerster Umsicht zu behandeln: „Bei einem Fehlverhalten unsererseits würde dies dort automatisch registriert werden und wäre so auch sofort nachweisbar.“

Letztlich, sagt der Mediziner, brächten die in Hamborn eingesetzten hochmodernen Prothesen in erster Linie eines: Erleichterung und mehr Lebensqualität für die betroffenen Patienten.