Duisburg-Walsum. . Der Abriss der einstigen Zechenanlagen in Walsum ist nahezu erledigt. Übrig bleiben am Ende nur zwei Fördertürme - der eine komplett, der andere abgesägt - und eine Werkstatthalle.

Einsam und verlassen steht es da, das letzte komplette Fördergerüst der einstigen Walsumer Zeche an der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße 129. Drumherum Ödnis und Schuttberge. Nur ein paar von Baggern bereits angeknabberte Bauwerke grenzen noch an die rund 70 Meter hohe, seit 2008 unter Denkmalschutz stehende Stahlkonstruktion an. Die riesigen Backsteinbauten wirken plötzlich so zerbrechlich und sind alles andere als eine Augenweide. Auch sie sind denkmalgeschützt, sollen aber trotzdem abgerissen werden. Weil die Eigentümer nichts damit anfangen können und die Erhaltungskosten scheuen. Abrissanträge hat RAG Montan Immobilien als Eignerin des Zechengeländes schon lange gestellt. Jetzt wartet man nur noch auf grünes Licht, damit die Abrissbirne auch dort einschlagen darf. Der Bewilligungsbescheid wird täglich erwartet.

Wenn er schnell kommt, wird das ganze Areal bis zum Frühjahr 2013 geräumt sein. Dann erinnern nur noch das nackte Fördergerüst des Franz-Lenze-Schachtes und der auf die Hälfte reduzierte „Bruder“ (Schacht 2) daran, dass dort einmal Generationen von Bergleuten 69 Jahre lang ihre Brötchen verdienten. Ein Gedanke, der manchem Bergmann die Tränen in die Augen treibt. Keine Förderräder, keine Seile. Der Schacht verfüllt. Alle Gebäude dem Erdboden gleich gemacht. Ein toter Pütt.

Kohle reicht für 100 Jahre

Erst vor vier Jahren endete die Kohleförderung in Walsum. Ende Juni 2008 kamen die letzten Kumpel aus dem Schacht zurück ans Tageslicht. Obwohl nach Expertenmeinung noch so viel „schwarzes Gold“ dort unten in knapp 1000 Metern Tiefe liegt, dass man mindestens 100 Jahre weiterfördern könnte. Aber nun, da die Schächte mit einem 450 Meter dicken Pfropfen abgedichtet sind, ist die Kohle unerreichbar geworden.

Nur das gut 30 Grad warme, leicht salzige Grubenwasser wird ab 2014 gefördert und in den Rhein eingeleitet. „Bis dahin übernimmt das mit Walsum verbundene Bergwerk West die Entwässerung“, berichtet Ulrich Hirse, Bautechniker der RAG Montan Immobilien. Er leitet den Rückbau an der Roelen-Straße. Es ist seine letzte Großmaßnahme. Mit dem Ende des Abrisses endet sein Arbeitsleben – er geht in den Vorruhestand.

Für die „Wasserhaltung“, eine der so genannten Ewigkeitsaufgaben des Bergbaus, ist einer der beiden Fördertürme wichtig. Auf ihm werden die mächtigen Pumpen installiert, die das Wasser durch Rohre, die in die beiden Schächte beim Verfüllen eingebaut wurden, zur Oberfläche transportieren. Ohne Wasserförderung müsste man mit Auswaschungen und schlimmstenfalls mit Tagesbrüchen rechnen. Das gilt es zu verhindern.

Ursprünglich wollte der Bergbau beide Fördergerüste auf der Hälfte kappen und mit Pumpen bestücken. Dann aber entschied man sich – um keine Protestwelle auszulösen – nur Schacht 2 zu halbieren. Rund 500 Tonnen Stahl wurden weggenommen.

40.000 Kubikmeter Schutt

Das sei nötig gewesen, damit das Fundament das Gewicht der benötigten drei Pumpen (jede wiegt 30 Tonnen) und das der Wasserröhren sowie der Energieleitungen (130 Tonnen) trägt und nicht absackt. Fürs Schacht-1-Gerüst gibt es keine Teilrückbaupläne, es soll so bleiben wie es ist.

Alte Gebäude haben keine Symbolkraft

Unmittelbar nach der letzten Schicht wurde das Fördergerüst des Franz-Lenze-Schachts mit den Fördermaschinenhäusern und dem Lüftergebäude unter Denkmalschutz gestellt.

Nun sollen die Anbauten trotzdem weichen. Sie sind für die RAG unbrauchbar und hätten auch keine Symbolkraft.

Derzeit wird der Bauschutt gemahlen. Rund 40.000 Kubikmeter sind angefallen. Alles wird von Behörden untersucht und erst nach der Freigabe zum Verfüllen der Kellergeschosse und der Bodensenken verwendet. Auch zum Abdichten der Schächte wurde das Material schon eingesetzt.

Am Ende wird alles grün

Einen Teil der Freifläche – das Gesamtareal hat eine Größe von 25 Hektar, auf dem 52 Gebäude standen – hat das benachbarte Kraftwerk übernommen. Die Steag benötigt Platz für Umweltschutzanlagen. „Eine Erweiterung des Kraftwerks ist aber nicht geplant“, sagt Hirse. Auch die Ruhrkohle AG braucht noch einen kleinen Teil: für ihre Gruben-Entwässerungsanlagen. Selbst die Straßen des alten Pütts werden beseitigt. Am Ende soll alles mit Mutterboden abgedeckt und grün werden.