Duisburg-Alsum. . Vor 100 Jahren diente der Alsumer Steiger aus Start- und Endpunkt für viele Ausflügler, die per Fähre über den Rhein schipperten. Auch Pendler nutzten die Schiffe, um zur Arbeit und wieder nach Hause zu kommen.
Am Rheinufer bei Alsum herrschte vor exakt 100 Jahren von morgens früh bis abends spät Hochbetrieb: Im Halbstundentakt legten die Fähren an und ab, um die Menschen zur anderen Rheinseite oder zurück zu transportieren.
Damals war noch eine städtische Fähre unterwegs. Sie schipperte von fünf bis 21.25 Uhr zwischen dem Dorf Alsum und Baerl hin und her – sommer- wie wintertags. Heute gibt es Alsum nicht mehr – in den 1960er Jahren verschwand der Ortsteil unter Hausmüll.
Wichtig war die Verbindung vor allem für die Berufspendler, die auf der anderen Rheinseite wohnten. Das waren nicht nur Stahlarbeiter, sondern auch Bergleute. Ohne Fähre hätten sie riesige Umwege nehmen müssen. Diesseits des Rheins fanden sie keine Bleibe. Es herrschte ziemlicher Wohnungsmangel – der Zustrom von Arbeitern war immens, man kam mit dem Bau von Wohnungen aber nicht nach.
Ausflugsdampfer der kleinen Leute
Insbesondere in der warmen Jahreszeit diente eine andere Fähre, nämlich die, die nach Ruhrort fuhr, auch als „Ausflugsdampfer“ für die „kleinen Leute“. Die leisteten sich die anderthalbstündige Rundtour besonders an Sonn- und Feiertagen. Mit Kind und Kegel kamen die Ausflügler zum „Steiger“, wie der Anleger damals genannt wurde. Viele benutzten das Rad, noch mehr aber die Straßenbahn. Die Linie A verband Alsum mit Buschhausen und die hiesige Haltestelle befand sich direkt am Fähranleger.
Wer sich mehr leisten konnte, bestieg in den Sommermonaten das dritte Schiff, auf dem bis zu 100 Personen Platz fanden. Es brachte die Menschen nach Orsoy, wo sich vier gute Restaurants befanden, die alle regen Zulauf aus Duisburg hatten. Und wenn man schon einmal in Orsoy war, konnte man auch gleich den „Sandstrand“ am Rhein genießen.
20 kaiserliche Pfennige
Für eine Überfahrt musste man damals je nach Linie zwischen 10 und 20 kaiserliche Pfennige zahlen.
Ein ganz besonderes Erlebnis war es ein paar Jahre später für die Fährbenutzer, wenn ihnen der große Personendampfer der Reederei Luwen aus Ruhrort entgegenkam: Der fuhr am Wochenende mit bis zu 1200 Personen zwischen Hamborn und Düsseldorf.
Alsum war ein im Zweiten Weltkrieg stark zerbombter Ortsteil. Deshalb nutzten die Stadt, aber auch die Bürger die Gelegenheit, dort Kriegsschutt und später auch Hausmüll zu deponieren. Im Jahr 1965 verließen die letzten Bewohner die einstige, über 1000 Jahre alte Siedlung am Rhein. Und der Abfall- und Schuttberg begrub alles bis auf die Industrie unter sich. Geblieben sind die Erinnerungen und der Alsumer Berg, ein begrünter Hügel, der mit Sträuchern und Bäumen bepflanzt worden und inzwischen ein beliebtes Ausflugsziel geworden ist.