Duisburg-Meiderich. .

Immer sonntags streiften Manfred und Helmi Schmidt mit ihrer Kamera durch Meiderich. Sie fotografierten alte und neue Häuser, wälzten Pläne und sprachen mit den Meiderichern. „Ohne die Hilfe der Leute hier im Stadtteil, wäre aus der Sache nix geworden“, sagt Heimatforscher und Autor Manfred Schmidt (62).

Nun steht er in der Buchhandlung Filthaut und hält seinen frisch gedruckten Bildband „Meiderich“ aus der Reihe „Zeitsprünge“ des Suttonverlages in die Kameras. Dabei erzählt er, dass der Verlag über seinen Vorschlag, ein Buch mit alten und neuen Fotos aus Meiderich zu machen, sofort begeistert war.

Der Rückschlag kam, als er bereits versprochene Fotos doch nicht bekam und plötzlich zwar mit einem Buchauftrag, aber ohne Material dastand. Retter in der Not war Reinhold Stausberg aus Wedau, Archivar der Zeitzeugenbörse Duisburg und Sammler historischer Postkarten. „Der hat mir einfach sein kostbares Meiderich-Album in die Hand gedrückt“, wundert sich Schmidt immer noch über so viel Vertrauen, „ich hätte doch damit nach Bora-Bora abhauen können.“

Stattdessen suchte der gebürtige Meidericher letzte Spuren der alten Exportbierbrauerei, stöberte nach Bildern der Sportvereine und lokalisierte alte Meidericher Kneipen.

„Es ist erstaunlich, wie die Erinnerungen einzelner Leute voneinander abweichen. Auf der Suche nach dem ehemaligen Restaurant „Germania“ hatte ich zwischenzeitlich zehn verschiedene Standortvorschläge“, sagt Schmidt. Am Ende löste eine alte Werbeanzeige mit Adressenangabe das Problem.

Wenig herausgefunden hat er über das KZ-Außenlager in Ratingsee. „Das ist scheinbar immer noch ein Tabu“, sagt er. Das Bild im Buch zeigt nun den stillen See, der durch Bergsenkung entstand und 1911 beim Bau des Rhein-Herne-Kanals wieder zugeschüttet wurde.

Bei der Auswahl der Bilder sollte ein Stück Alltagsgeschichte zum Vorschein kommen. So erfährt man, was nach dem Krieg aus dem Elektrogeschäft Laudert wurde, wo die Stimmungskapelle des Bergmanns Josef Bonde zum Tanz aufspielte und was Opa Wilms heimlich mit dem verschollenen Königinnendiadem des Meidericher Schützenvereins im Garten gemacht hat.

Beim Zeitsprung zu den Gegenwartsbildern ist Oliver Teichert von der Buchhandlung Filthaut aufgefallen, dass Meiderich heute viel grüner ist, als in vergangenen Zeiten. „Es gibt jetzt viel mehr Straßenbäume, “ sagt er, „aber leider auch viel mehr Autos.“

Besonders am Herzen lagen Schmidt die Meidericher Sportvereine. Früher hat er selbst in Meiderich Fußball gespielt. Natürlich hat er auch mit seinem Vater die Spiele des MSV besucht. 1963 nach Gründung der Bundesliga war damit aber Schluss. Der Verein spielte an der Wedau, für Schmidts Vater war das einfach viel zu weit weg. „Da hätte er ja nach Duisburg fahren müssen“, sagt Manfred Schmidt lachend, „das kam für ihn überhaupt nicht in Frage“.