Duisburg-Fahrn. .

„Traurig“ und „Schade“ sind Wörter, die nicht zu diesem Fronleichnamstag passen, an dem die Katholiken die Eucharistie feiern. Aber heute ist sowieso alles etwas anders als sonst. Schon gerade, bei der letzten Messfeier in der Fahrner Kirche Sankt Konrad, war die Stimmung verhalten.

Jetzt, da Pastor Thomas Kemper das Portal der Backsteinkirche nach 59 Jahren für immer schließt, ist sie geradezu gedrückt. „Das ist ja wie auf einem Begräbnis“, flüstert jemand. Viele der rund 250 meist älteren Besucher der Abschiedsfeier auf dem Kirchplatz vor St. Konrad haben Tränen in den Augen, zumindest ernste Gesichter. Auch der Himmel weint. Kurz nach elf Uhr regnet es. Dann stellen die Gemeindemitglieder ihre brennenden, roten Grablichter vor den verschlossenen Eingang der entweihten Kirche. Ein letzter Abschiedsgruß, ein letztes Zeichen der Verbundenheit mit St. Konrad.

Jetzt ist es auch schon Zeit für die Fronleichnamsprozession. Pastor Kemper im weißen Messgewand trägt die Monstranz vor sich her. Die katholischen Schäfchen folgen ihm und den Messdienern auf dem Weg zu ihrer neuen Kirche, zu Sankt Peter in Marxloh. Mit Liedern und Lobpreisungen zieht der etwa 300 Meter lange Zug noch einmal über die Boberstraße, überquert die Aldenrader Straße, biegt in die Grünanalage am Rande des ehemaligen Zechengeländes, schließlich in die Zechenstraße ein. Dort auf dem Pütt arbeiteten einst die Gründerväter der Gemeinde, die 1953 in nur einem Jahr den Backsteinbau von St. Konrad hochzogen. Alle packten damals an, das war damals selbstverständlich. Heute nennt man das ehrenamtliches Engagement. Vorbei am ehemaligen Stellwerk der Zeche, dann sind es nur noch ein paar Schritte zum Rosenpavillon nahe der Moschee an der Warbruckstraße. Dort treffen die etwa 250 Katholiken von St. Konrad auf die rund 150 Gläubigen der polnischen Gemeinde in Marxloh.

Zur friedlichen Atmosphäre passt jetzt auch das Wetter: Plötzlich strahlt die Sonne vom blauen Firmament. Pastor Kemper begrüßt die befreundete Gruppe mit freundlichen Worten. Der Geistliche hält eine kurze Andacht unter dem luftigen Geflecht des Rosenpavillons. Gesprochen und gesungen wird in deutscher und polnischer Sprache. Die Sprecherin des Vereins Rosenpavillon spricht einige Grußworte. Von der DITIB-Moscheegemeinde ist dagegen heute niemand da. Ein Grußwort wäre eine freundliche Geste gewesen. Pastor Kemper wird später um Verständnis bitten: „Der islamischen Gemeinde ist die Schließung einer Kirche fremd. So etwas würde bei Muslimen wohl nie passieren.“

Der Zug zieht weiter über den grünen Rundweg. Mehr als eine Stunde zu Fuß unterwegs – das ist für viele Ältere heute schon anstrengend. Eine ältere Frau fragt ihren Mann: „Na, kannze noch?“

Gegen 12.20 Uhr erreicht die Prozession Sankt Peter an der Mittelstraße. Die Glocken läuten, als die Gläubigen im Kirchenschiff Platz nehmen. Bei der Abschlussandacht ist fast jeder Platz besetzt. „Das ist enorm, einfach einmalig. Es ist so voll wie selten“, sagt Annemarie Maas (77). Die Küsterin von St. Peter hat schon eine Kirchenschließung miterlebt, die von Sankt Paul im Jahr 2008: „Ich bin ein bisschen traurig. So voll wie heute wird die Kirche nie wieder sein.“