Duisburg-Nord. . 59 Jahre diente ein inzwischen denkmalgeschützter Backsteinbau in Fahrn als Gotteshaus. Am Donnerstag wird die Kirche geschlossen.

Sankt Konrad in Fahrn – das war eine katholische Kirche, die von Bergarbeitern des Schachtes 2/5 für Bergarbeiter und ihre Familien errichtet wurde, in Zeiten des Wiederaufbaus, des Wirtschaftswunders. Nach nur einjähriger Bauzeit wurde St. Konrad am 13.12. 1953 geweiht, wenige Tage vor dem Weihnachtsfest. Seine schnelle Fertigstellung verdankte der Backsteinbau den vielen Gemeindemitgliedern, die nach Feierabend und an Samstagen mithalfen. Doch nach fast 60 Jahren ist Sankt Konrad nun Geschichte. Morgen früh, am Fronleichnamstag, schließt die Katholische Kirchengemeinde Sankt Norbert/Sankt Peter und Paul für immer die Pforten ihrer Filialkirche an der Boberstraße in Fahrn. Nach der letzten Messfeier an Fronleichnam werden die Gläubigen mit einer Prozession von St. Konrad in Fahrn zur Gemeindekirche St. Peter an der Mittelstraße in Marxloh ziehen.

Sankt Konrad ist denkmalgeschützt, wegen seiner besonderen Architektur und wegen seiner großen, farbigen Kirchenfenster, die eindrucksvoll Szenen aus der Bibel und christliche Persönlichkeiten zeigen. Auch die historische Steinmeyer-Orgel, vor 113 Jahre gebaut, steht unter Denkmalschutz. Doch der Denkmalschutz schützt nicht vor der Schließung. Nach heftigen Diskussionen und Protesten in der Gemeinde, entschied Dr. Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen, dass St. Konrad „zu einem früheren Zeitpunkt“ als 2015 geschlossen werden soll. Damit ist St. Konrad die erste Kirche einer zweiten großen Schließungswelle Hamborner Kirchen. Das heißt: Weitere werden folgen.

Pastor Michael Kemper nannte in einem Pressegespräch den demografischen Wandel als Hauptgrund: „Die Zahl der Katholiken ist auch in unserem Bistum Essen zurück gegangen. Bei seiner Gründung 1958 zählte das Bistum noch 1,4 Millionen Katholiken. Heute, im Frühjahr 2012, sind es nur noch rund 856 000 Gläubige.“ Der Rückgang sei auch in der Gemeinde St. Peter und Paul spürbar, zu deren Pfarrbezirk St. Konrad seit 2003 gehört: „Nach ihrer Gründung 2003 gehörten der Gemeinde St. Peter und Paul rund 5500 Katholiken an, gegenwärtig sind es nur noch rund 2900.“ Pastor Kemper, der im Laufe des Sommers aus seinem Amt scheidet, machte auch den akuten Priestermangel in der katholischen Kirche für die anstehende Schließungswelle von Kirchen verantwortlich. Und er nannte auch ganz offen einen dritten, entscheidenden Grund: „Für die Stadtteile Marxloh und Fahrn kommt hinzu: „Der Zuzug vieler türkischstämmiger Familien hat das Lebensumfeld unserer Gläubigen verändert. Das hat manchen deutschen Bewohner zum Wegzug motiviert.“