Duisburg-Hamborn. . Das Caritaszentrum Nord an der Kantstraße in Hamborn hat jetzt eine Ehrenamtsagentur eröffnet

Der Sozialstaat hat Löcher bekommen. Besonders den Kommunen fällt es immer schwerer, all die zusätzlichen, sozialen Aufgaben, die ihnen Bund und Land zugewiesen haben, zu erfüllen. Zusatzkosten wie Alg 1 oder Wohngeld sind eine Ursache für die leeren Kassen von Städten und Gemeinden - Duisburg ist da nur ein Beispiel.

Umso wichtiger wird die Bürger- oder auch Zivilgesellschaft, die die Lücken im sozialen Netz füllt. Das Caritaszentrum Nord an der Kantstraße in Hamborn hat diesen Zusammenhang erkannt und jetzt eine Ehrenamtsagentur eröffnet. Gesucht werden Menschen, die sich in Duisburgs Norden freiwillig, ehrenamtlich für Bedürftige einsetzen. Unter der Rufnummer 0203/9940632 berät und vermittelt Caritas-Fachfrau Hiltrud Wagener interessierte Mitbürger, passgenau und individuell.

Ganz konkret, solche ehrenamtlichen Tätigkeiten können Freiwilligen Sinn, Zufriedenheit und Anerkennung stiften: Die neue Ehrenamtsagentur der Caritas Nord sucht zum Beispiel einen Orgelspieler für das Altenheim von Sankt Josef an der Liebrechtstraße, freitags von 15 bis 16 Uhr. Das katholische Seniorenheim sucht auch einen Pförtner, einen Kioskbetreiber, Begleiter für Feste und Ausflüge, Betreuer für Mahlzeiten, Menschen für den Besuchsdienst. Und auch der Tafelladen an der Paulskirche braucht mittwochs von 14 bis 17 Uhr noch Mitarbeiter.

Die AWG Regenbogen würde sich in ihrem Domizil an der Prinz-Heinrich-Straße über Hausaufgabenhelfer für sechs- bis zehnjährige Schüler freuen, die AWG Grillopark im Kinderheim Sankt Barbara über Gartenpfleger. Das Kinderheim Sankt Barbara wünscht sich auch Vorleser für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, in der Villa Sonnenschein am Grillopark. Und die Schulmaterialienkammer des Pfarrheims Sankt Norbert am Norbertuskirchplatz ist an weiteren Helfern sehr interessiert. Großen Bedarf gibt es auch an ehrenamtlich engagierten Mitbürgern, die bedürftige Menschen zu Ämtern begleiten, ihnen beim Sortieren von Unterlagen und Formularen helfen oder die regelmäßig allein stehende Senioren oder psychisch kranke Mitmenschen besuchen. Aber die Ehrenamtsagentur an der Kantstraße 30 in Alt-Hamborn hält noch viel mehr interessante Freizeit-Jobs vor. Anruf genügt!

„Das Ehrenamt wandelt sich, es ist im Fluss. Denn es unterliegt auch gesellschaftlichen Veränderungen“, sagte Stefan Ricken vom Caritasverband Duisburg bei der Vorstellung des Ehrenamtsprojekts in Hamborn. Mehr denn je suche die Caritas nach freiwilligen Helfern: „Aber die Individualisierung der Menschen hat zugenommen. Anders als früher möchte man sich nicht mehr so lange binden, sich ein Leben lang einer Organisation verschreiben.“ Auch die Erziehung habe sich geändert: „Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass man im gesellschaftlichen Umfeld Verantwortung übernimmt.“ Dazu komme die veränderte Rolle der Frau in der Gesellschaft.

Andererseits zeigten wissenschaftliche Untersuchungen aber deutlich, so Ricken: Jeder dritte Bundesbürger engagiert sich ehrenamtlich, im Durchschnitt zehn Jahre lang kontinuierlich bei einem Projekt.

Die Bereitschaft, sich zu engagieren, stieg von 1999 von bis 2009 von 26 auf 37 Prozent der gesamten deutschen Bevölkerung. „Das Klima für das Ehrenamt ist gut“, folgerte Ricken aus diesen Zahlen. Die „Krise des Ehrenamts“ sei „eher gefühlt“ als statistisch nachweisbar.