Duisburg-Meiderich. . Die Gesamtschule Meiderich feierte im vergangenen Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum. Die Redaktion sprach mit dem jetzigen Chef: Bernd Beckmann (47).
Die Gesamtschule Meiderich feierte im vergangenen Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum. Ihr erster Schulleiter, Dr. Hartmut Pietsch, ist inzwischen im Ruhestand. Die Redaktion sprach nun mit seinem Nachfolger Bernd Beckmann (47).
Herr Beckmann, Sie sind seit August letzten Jahres Schulleiter der Gesamtschule Meiderich. Ziehen Sie bisher eine positive Bilanz?
Beckmann: Ja, es macht immer mehr Spaß, jeder Tag ist voller Erstbegegnungen. Es ist alles sehr kompakt, aber reizvoll, besonders die Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten. Mein Vorgänger Hartmut Pietsch hat mir die Schule wohl aufgestellt übergeben.
Sie waren hier von 1995 bis 2005 bereits als Lehrer tätig. Sorgt dies in ihrer jetzigen Position für Konflikte?
Es gab die Sorge, dass Seilschaften entstehen, eine Art Küchenkabinett. Diesem nachvollziehbaren Vorbehalt bin ich aber begegnet. Wir spielen hier mit offenen Karten, ich leugne meine Bekanntschaften von früher nicht, suche aber auch zu den seit dem Jahr 2005 45 neu hinzugekommenen Kollegen die kollegiale und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ich habe bisher den Eindruck, damit können alle Beteiligten sehr gut umgehen.
Die Schullandschaft ist derzeit im Wandel. Eltern haben mit den Füßen abgestimmt und lassen die Hauptschule sterben. Welche Auswirkungen hat dies auf die Gesamtschule?
Die Nachfrage an der Gesamtschule für potenzielle Hauptschul-Prognosen erhöht sich. Das bedeutet eine Verschiebung der Niveaus, die aber alle Schulformen spüren. Im Großen und Ganzen passt es bei uns aber noch.
Wie schätzen sie die neue Sekundarschule ein?
Gesamt- und Sekundarschule besitzen vom Konzept her grundsätzlich eine große Nähe, auch wenn nur wir die Oberstufen-Perspektive anbieten. Sie sind keine abgewickelten Hauptschulen mit anderem Türschild. Beide Schulformen ermöglichen das gemeinsame Lernen in den fünften und sechsten Klassen und das ist der einzig richtige Weg. Wir sehen die Sekundarschule nicht als Bedrohung, sondern als Ergänzung.
Welche Herausforderungen stellen sich Ihnen und Ihrem Kollegium in Meiderich?
Unsere Hauptaufgabe ist es, Schüler auf das Erwerbsleben vorzubereiten. Da unternehmen wir enorme Anstrengungen, es gibt einen ganzen Blumenstrauß an Maßnahmen. Wir pflegen zum Beispiel engen Kontakt zu Sozialverbänden und lokalen Unternehmen. Die Deutsche Bahn und Ikea sind Kooperationspartner, bald kommt noch Arcelor Mittal dazu. So vermitteln wir viele Ausbildungsplätze, auch für Nichtabiturienten. Außerdem bilden wir die Schüler zu mündigen Bürgern aus, die an den Vorgängen um sie herum – ob in Politik oder Kultur – neugierig mitwirken.
Wie wirksam sind diese Maßnahmen?
Wir geben leider weniger Schüler in feste Ausbildungsverhältnisse ab, als wir uns das wünschen. Das liegt aber nicht an uns. Einige Unternehmen haben unrealistische Ansprüche. Die latente Unterstellung, Schulen würden nicht aufs Arbeitsleben vorbereiten, ist aber aus der Luft gegriffen. Wir tun alles, was möglich ist, um unsere Schüler zu vermitteln.
Ist denn die Gesamtschule überhaupt noch zukunftsfähig?
Aber sicher! Wir sind eine akzeptierte Regelschule und werden dies auch bleiben. Denn hier machen nicht nur Schüler mit gymnasialer Empfehlung ihr Abitur, sondern auch Schüler, die an einem Gymnasium niemals eine Chance bekommen würden. Wir öffnen ihnen aber Zugänge und das oft erfolgreich. Man darf auch nicht übersehen, dass ein Abitur an der Gesamtschule das absolut gleiche Niveau hat wie das eines Gymnasiums: das Zentralabitur ist für alle gymnasialen Oberstufen in Nordrhein Westfalen gleich – alles andere ist eine Legende.
Welche Zukunftspläne haben Sie für ihre Schule?
Wir sind führend im Bereich der Inklusion und unterrichten Behinderte mit Sonderförderbedarf zusammen mit Schülern ohne Handicap, werden dies aber noch ausbauen. Die Sprachförderung bleibt ein Gütesiegel unserer Arbeit. Die Rhythmisierung unseres Ganztages wird optimiert und unsere G8 (Turbo-Abi, d.Red.) neu aufgelegt. Auch den Übergang zwischen Schule und Universität wollen wir intensiver begleiten, um mit individueller Förderung zum Beispiel Auslandsaufenthalte zu ermöglichen und unsere Abiturienten stärker an akademische Ausbildungen im Studium heranzuführen. Es gibt immer viel zu tun, eigentlich habe ich keine ruhigen Arbeitstage mehr. Aber ich fühle mich wohl. Wenn es so weiterläuft, kann ich hoffentlich in meiner neuen Funktion als Schulleiter in einiger Zeit ankommen. An der GSM bin ich schon angekommen.