Duisburg-Ruhrort. . Im Ruhrorter Museum der Deutschen Binnenschifffahrt war Dienstag jedoch alles anders, denn es war fest in Kinderhand

Ein Museumsbesuch läuft meistens ruhig ab, man bestaunt und fotografiert die Exponate, liest still die dazugehörigen Erklärungstafeln oder lauscht den Informationen während einer Führung.

Im Ruhrorter Museum der Deutschen Binnenschifffahrt war Dienstag jedoch alles anders, denn es war fest in Kinderhand. Mit Klemmbrettern, Papier und Malstiften in der Hand wuselten die Kids auf ihrer Entdeckungstour durch die Gänge, ließen Schiffsglocken erklingen, setzten sich auf ein Holzfloß und spielten Fangen oder Verstecken. Die Hauptattraktion für sie war jedoch das nachgebaute Frachtschiff „Hermann“, in dessen Rumpf sie Butterbrote aßen und auf dessen Deck sie zu kleinen Künstlern wurden. Denn sie nahmen am „Museumsspaß-Workshop“ teil, der in den Ferien vom Lehmbruck-Museum angeboten wird und zu dessen Partnern erstmals auch das Schifffahrtsmuseum gehört.

„Mit Kindern zu arbeiten, ist einfach toll“, sagt der Künstler und Kunstpädagoge Rüdiger Eichholtz, der den Workshop leitet. Bis Freitag will er die 16 Kids aus der Region im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren in die Bildhauerei einführen. „Sie sind kreativ und impulsiv, setzen sich raus und fangen an zu hämmern.“ Für Bildhauerei habe sich Eichholtz deshalb entschieden, weil man dabei mit den Händen arbeite und doch alle Sinne anspreche.

Im Binnenschifffahrtsmuseum ist er nun, um Inspiration zu liefern, denn das Thema seines Ferienkurses lautet „Steinschiffe“. Mit Hämmern, Meißeln und Raspeln sollen die Nachwuchskünstler unter Anleitung des 46-jährigen Moersers Plastiken aus Gasporenbetonsteinen, auch Ytong-Steine genannt, herstellen. Geübt haben sie bereits mit Ton, nun begeben sie sich auf Motivsuche. Geholfen hat dabei eine kindgerechte Museumsführung mit Yvi Bazant, die kurzerhand die Gruppe zu Ehrenmatrosen ernannte. Stolz tragen die Kinder das Zeichen ihrer neuen Würde: ein Stirnband mit Anker.

So haben alle einen Überblick, was es im Ruhrorter Museum zu findet ist und beginnen ihre Motivjagd. Einzeln oder in Gruppen machen sie sich auf den Weg, um zu entscheiden, was sie in Stein verewigen wollen. Vier Mädchen hocken etwa vor dem Rumpf der „Hermann“ und zeichnen einen großen Anker ab, während andere an Deck sitzen und angestrengt das Steuerrad abmalen. Keine leichte Aufgabe, denn einige Kinder spielen damit bereits Kapitän. Überall sprudelt die Kreativität und schnell sind etliche Bilder gemalt. „Ich bin ganz überrascht, auf welche Ideen die Kinder kommen“, sagt Aylin Sevis. Die 20-jährige Kunststudentin unterstützt Künstler Eichholtz bei seinem Ferienkurs – und wie die Kleinen trägt sie ihr Matrosenstirnband mit Stolz.

Neben Ankern, Schiffen und Rettungsreifen sind auch Meerjungfrauen dabei, ebenso wie Raumschiffe, Kraken und das Konterfei des Monsterpiraten Davy Jones aus dem Disney-film „Fluch der Karibik“. Dort hat auch der 9-jährige Moritz aus Mündelheim seine Idee her. „Ich male die Black Pearl, die ist einfach cool!“ Er müsse zwar auf Details verzichten, „die Kanonen sind aber zu sehen“. Eichholtz sieht die Motive, die nicht aus dem Museum stammen, gelassen: „Hauptsache, alle haben Spaß, mit dem Material zu arbeiten.“

Die achtjährige Janne freut sich schon auf Freitag, zum Abschluss des Workshops werden die fertigen Steinrelief-Kunstwerke im Lehmbruck Museum präsentiert – Jannes Meerjungfrau ist auch dabei.