Die Bezirksvertreter in Meiderich/Beeck wollen sie unbedingt, die neue Sekundarschule, die in Duisburg laut Beschluss des Rates in einigen Jahren sämtliche Haupt- und Realschulen ersetzen soll. Aber nach den ihnen vorgelegten Zahlen könnte es schon ab dem Schuljahr 2016/17 an den nötigen Schülerzahlen dafür fehlen. Das aber war bei den Bezirksvertretern gar kein Thema.

Letztes Jahr haben sich bekanntlich CDU, SPD und Grü­ne im Landtag darauf geeinigt, die Bestandsgarantie für die Hauptschule aus der NRW-Verfassung zu streichen und die Sekundarschule als neue Regelschule einzuführen, in erster Linie für den ländlichen Raum, wo die weit verbreiteten Gemeinden mit kaum mehr als 10 000 Einwohnern angesichts rückläufiger Schülerzahlen um den Fortbestand ihrer einzigen weiterführenden Schule bangen. Das ist dort die Hauptschule, die meist keine Konkurrenz durch die Gesamtschule hat.

Zweigliedriges System als Reformziel

Anders in Duisburg, wo die Gesamtschule in den vergangenen 30 Jahren zur bedeutendsten Schulform ausgebaut wurde und der Hauptschule längst den Rang abgelaufen hat. Mittlerweile gehen hier die Schülerzahlen an Realschulen deutlich zurück, während Gesamtschulen immer noch Schüler abweisen müssen.

Anfang Dezember 2011 hat der Schulausschuss als Konsequenz aus dem landesweiten Schulkonsens und aus der örtlichen Entwicklung einstimmig beschlossen, in den nächsten sechs bis acht Jahren Sekundarschulen an die Stelle aller Haupt- und Realschulen treten zu lassen und ein zweigliedriges Schulsystem einzuführen: aus den Gymnasien, die nach acht Jahren zum Abitur führen, und den Gesamt- bzw. Sekundarschulen. Größter Unterschied zwischen Gesamt- und Sekundarschulen wird demnach der sein, dass die Gesamtschulen direkt (nach neun Jahren) den Weg zum Abitur anbieten, während die Sekundarschulen nach der zehnten Klasse enden, jedoch durch enge Kooperation mit einem Gymnasium, einer Gesamtschule oder einem Berufskolleg die reibungslose Fortsetzung der Schullaufbahn möglich machen sollen.

Wie dabei aber vorzugehen ist, sollte die Stadtverwaltung erarbeiten. Die legte jetzt erste Überlegungen vor. Grundlage ist eine Prognose, wie sich in den sieben Stadtbezirken die Schülerzahlen entwickeln werden. Annahmen dabei sind, dass die Gesamtschulen weiterhin ausgelastet sein werden und die Schülerzahlen an den Gymnasien jährlich um 0,5 % zunehmen.

Schon 2026 weniger als 75 Fünftklässler

Nicht berücksichtigt wurde, ob es durch das Angebot der neuen Schulform ein an­deres Wahlverhalten der Eltern gibt, etwa weniger Anmeldungen an Gesamtschulen, oder dass auch die künftige Beschulung von Behinderten an Regelschulen, also das Auslaufen von Förderschulen, dort für Zuwächse sorgt.

Für Meiderich/Beeck ergibt die Prognose, dass es dort zum Schuljahr 2013/14 Bedarf für eine Sekundarschule mit 125 Fünftklässlern geben könnte (bei gleichzeitig 135 Neu-Gymnasiasten und 279 Neu-Gesamtschülern), das wären fünf Parallelklassen, dass aber schon ab Schuljahr 2016/17 die für den Bestand einer Sekundarschule nötige Mindestzahl von 75 Fünftklässlern un­terschritten werden könnte. Da die Gesamtschulen immer noch Schüler wegen mangeldem Platz ablehnen müssen, verweist die Verwaltung auf die benachbarte Gesamtschule in Ruhrort. Dort geht man von einem deutlichen Rückgang der Schülerzahlen auch an der Gesamtschule aus, so dass die Schule zusätzlich Schüler aus dem Nachbarbezirk aufnehmen könnte.

Die Bezirksvertreter in Meiderich/Beeck hielten sich mit den Einzelheiten nicht auf. „Wenn man was macht, dann in unserem Bezirk, das geben die Zahlen her“, befand SPD-Sprecher Tim Eickmanns und hielt es gerade für falsch, dass die Kinder in andere Bezirke abwandern. Ähnlich äußerte sich sein CDU-Pendant Ulrich Lüger. Einzig Dr. Detlef Feldmann (Linke) meldete Erläuterungsbedarf an.

Von den geplanten Schulschließungen wären im Bezirk die beiden Hauptschulen Bronkhorststraße und Heinrich-Böll-Schule in Meiderich sowie die Gustav-Stresemann-Realschule in Beeck betroffen. Sie bieten zusammen etwa dreimal soviel Schulraum an, wie künftig für eine Sekundarschule benötigt würde - und das noch überwiegend am falschen Ort, in Meiderich, dem Sitz beider Hauptschulen. Die begehrteste von den drei Schulen aber ist die Realschule in Beeck. In der Schulverwaltung wird von daher eher überlegt, die Gesamtschule Beeck von vier auf sechs Parallelklassen zu erweitern, anstatt eine neue, nicht lebensfähige Sekundarschule zu gründen.

Diesen Gedanken hat jetzt auch Dirk Winkelmann, Leiter der Theodor-König-Gesamtschule in Beeck, aufgegriffen, nachdem er in vorbereitenden Gesprächen auf Ebene der Schulleiter von diesen Zahlen erfahren hat. Winkelmann hatte sich schon vor einem Jahr für die Fusion mit der Realschule zur damals noch „Gemeinschaftsschule“ genannten neuen Schulform ausgesprochen. Er war damit bei der Realschule auf Ablehnung gestoßen.

Der Gesamtschulleiter geht da­von aus, dass auch seine Schule rückläufige Anmeldezahlen haben wird. Er verweist aber auf die positive Bildungsbilanz der letzten Jahre: 70 % seiner Schüler hätten ursprünglich eine Empfehlung für die Hauptschule gehabt, 42 % der Zehntklässler jedoch zuletzt die Zulassung für die gymnasiale Oberstufe erhalten und 33 % den mittleren Abschluss. Und das bei einem Anteil der Kinder aus Zuwandererfamilien von 75 %. Allerdings, so Winkelmann, nehme der Anteil leistungsschwacher Schüler künftig zu, gebe es immer mehr Förderbedarf. Ein Ausbau seiner Schule hätte die Vorteile, in Beeck ein verlässliches Schulangebot zu stärken, weiterhin alle Schulabschlüsse vor Ort anzubieten, ohne dass der Weg zum Abitur mit einem Wechsel verbunden wäre, und aus dem Milieu der auslaufenden Realschule „Lernmilieus mit höherem Anregungspotenzial“ an seine Schule zu führen, also einen günstigeren Begabungsmix.

Die Landesregierung gestattet übrigens die Untergliederung einer Sekundarschule in zwei Standorte nur, wenn an dem einen Standort die ersten drei Jahrgänge unterrichtet werden und an dem anderen die letzten drei, nicht also vollständige Einheiten mit nur zwei Parallelklassen.