Duisburg. .

Wie haben sich Duisburg und das Ruhrgebiet im Laufe von rund 80 Jahren verändert? Wie ändert der Zeitgeist die Sicht auf eine Region, die sich selbst ständig wandelt? Diese Fragen beantworteten drei Kurzfilme aus den Jahren 1930, 1969 und 2012, die die Interessengemeinschaft Nordpark und die „Kinemathek im Ruhrgebiet“ rund 120 Zuschauern im Hüttenmagazin des Landschaftsparks Nord in Meiderich präsentierten.

Aus der Perspektive einer Fahrt mit der Straßenbahn zeigen alle Streifen, dass in Duisburg und im Revier nichts so beständig ist wie der Wandel.

Der Kurzspielfilm „Gefahren des Verkehrs“ dokumentiert das Duisburg der Großeltern im Jahre 1930. Massenarbeitslosigkeit, die Folge der Weltwirtschaftskrise, das Ende der Weimarer Republik prägen das Stadtbild. Wie an der alten Ruhrorter Schifferbörse warten Erwerbslose überall in der Stadt auf neue Jobs. Grete, Sekretärin im Kontor einer Fabrik (gespielt von der Schauspielerin Edith Fils vom Stadttheater Hamborn), erzählt ihrem arbeitslosen Freund Hans, dass in ihrem Unternehmen eine Stelle frei ist, noch bevor sie in der Zeitung annonciert wird. Hans (Wilhelm Trieloff, Darsteller des Duisburger Stadttheaters) macht sich sofort auf den Weg zur Fabrik - mit der Straßenbahn.

Doch gleich drei Männer haben das Gespräch mitgehört. Alle suchen Brot und Arbeit. Und alle drei sind schon unterwegs, kaum, dass sie die Nachricht von dem vakanten Posten gehört haben – mit dem Auto, mit dem Motorrad, mit dem Fahrrad. Es folgt ein spannendes Wettrennen um die freie Stelle, quer durch Duisburg. Zu sehen sind u.a. Rathaus und Amtsgericht in Hamborn, das Mühlenfeld in Ruhrort, Rathaus und Salvatorkirche. Der Radler bleibt auf der Strecke, der Kradfahrer wird von der Polizei verhaftet, weil er einen Straßenstand umfährt. Und der Autofahrer baut einen Unfall mit einer Straßenbahn, wird schwer verletzt. Am Ende macht Hans, der Straßenbahnfahrer, das Rennen, bekommt den begehrten Job.

Der schwarz-weiße Stummfilm, den das Lola-Filmteam aus Berlin für die Deutsche Verkehrswacht auf den Straßen Duisburgs drehte, belehrt den Zuschauer über die „Gefahren des Verkehrs“, zeigt auch zeittypisch spielende Kinder auf der Straße, die beim Fußballspielen oder Seilspringen mit Fußgängern kollidieren oder buchstäblich unter die Räder kommen. Immer ist der Schupo rasch zur Stelle. Ordnung muss sein.

Rund 40 Jahre später führt die Straßenbahnfahrt von Duisburg nach Dortmund, mitten durchs Revier, in Martin Walsers Fernsehfilm „Was man sieht und was man nicht sieht.“ In dieser eigenwilligen Mischung aus Originalton-Reportage und persönlichem Autorenfilm, den der Autor und Journalist 1969 für den Südwestfunk Baden-Baden drehte, gibt es keine Spielhandlung. Gezeigt wird das Ruhrgebiet als Industrielandschaft im Hochbetrieb, eine Welt der Arbeit, geschäftig, betriebsam, hektisch, rauchend, dampfend, lärmend, in Schwarz-Weiß und Farbe. Bei der Fahrt ziehen Berg- und Stahlwerke, Hochöfen und Kokereien, Arbeitersiedlungen und Nachkriegsbauten, Werbeplakate und Bahnhöfe vorbei, untermalt von den murmelnden Gesprächen der Fahrgäste. Eine experimentelle Collage in Grau, selten unterbrochen von Farbtupfern. Harte Kost.

Im letzten Film „Von Pollmann bis zum Hauptbahnhof und zurück“ kommt die Straßenbahn wieder ganz in Duisburg an, im Jahre 2012. Bei der Stadtrundfahrt haben die Regisseure Birgit Opitz und Siegfried Teichler farbige Fotos und Bilder aus Marxloh, Beeck, Meiderich, Laar, Ruhrort und Stadtmitte kunstvoll montiert. Der Smog hat sich verzogen. Die Industriekulisse tritt in den Hintergrund. Nun bestimmen Dienstleistungen das Stadtbild. Die Umwelt hat sich erholt. Jetzt sind die Farben klar. Duisburg und das Ruhrgebiet haben sich gewandelt, einmal mehr.