Duisburg-Meiderich. . Ob Blumenhocker, Rankgitter, Flechtzäune oder Gartensessel: In Meiderich bastelten Hobbyschreiner, was sie gut gebrauchen können.
Die Leiterin der Kreisgruppe Duisburg des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Kerstin Ciesla könnte einen neuen Blumenhocker gebrauchen, der alte ist nach mehreren Jahren auf der Terrasse etwas morsch geworden. Die Beine hat sie schon zu gesägt, aber ob sie den Rest auch hinkriegen wird, ist ein wenig fraglich.
Alle paar Minuten unterbricht sie ihre Arbeit, um Neuankömmlinge mit Körben und Taschen voller Werkzeug willkommen zu heißen. „Bauen sie nichts, was sie nachher nicht ins Auto kriegen“, sagt sie allen. Der Grund für den Arbeitseifer in der biologischen Station Westliches Ruhrgebiet am Landschaftspark Nord ist die jährliche Aktion „Basteln mit Frischholz“. Die BUND-Kreisgruppe beschneidet seit vielen Jahren die Kopfbäume in der Walsumer Rheinaue. Jeden Winter zwischen November und Februar werden etwa 100 der insgesamt 650 Weiden und Eschen von der Last ihrer Triebe befreit, sonst brechen sie irgendwann auseinander. Der anfallende Baumschnitt verbleibt größtenteils als Totholzhaufen in der Rheinaue.
Oder er wird zu Blumenhockern, Rankgittern, Flechtzäunen und Gartensesseln verarbeitet. Neben der Station liegt ein großer Berg frischer Weidentriebe, drinnen steht jede Menge Kuchen, aber die wenigsten Hobby-Bastler denken ans Essen. Es wird gesägt, gehämmert und geflochten. Menschen, die sich vor einer Stunde noch nicht kannten, tauschen jetzt eifrig ihre Erfahrungen mit Kletterrosen und Stangenbohnen aus. Man leiht sich gegenseitig Nägel und wechselt sich beim Sägen ab.
Besonders viel Spaß haben die Kinder. Am Abend werden einige höchst individuelle Einzelanfertigungen die Gärten und Balkone ihrer stolzen Eltern zieren. Kerstin Ciesla hat schon wieder ihre Hockerbeine im Stich gelassen und klebt gerade das erste Pflaster des Tages auf den leicht angesägten Finger einer Bastlerin. Sie erzählt von einer Mutter, die meinte, so ein gemeinsam verbastelter Nachmittag sei für das Familienklima viel besser als vier Wochen Therapie.
Eine Lektion in Geduld bringt der Tag an der frischen Luft für Jürgen Floryszczak. Der hat sich die Anfertigung eines Erntekorbes aus gebogenen Zweigen in den Kopf gesetzt. Aber immer wenn er einen dicken Trieb weit genug unter Spannung gesetzt hat, um ihn anzudrahten, bricht der krachend durch. Kreisgruppenmitglied Dr. Johannes Meßer guckt mitleidig zu. „Im Winter beim Schnitt sind die Bäume ja unbelaubt, da sieht man nicht, ob man Bruchweide erwischt oder Gummiweide“, sagt er. Floryszczak bleibt geschmeidig und sein Material passt sich schließlich an, der Erntekorb gewinnt langsam an Rundungen. Auch die anderen Projekte nehmen Gestalt an. Ein ehrgeiziger Bastler mit überlegenem Know-how spitzt die Füße eines Leiterregals an, zwischen dessen Doppelsprossen er Bretter klemmen will. Ab und an zeigt er schnell den weniger Geübten wie man Nägel staucht, damit sie die Holzfaser nicht spalten. Neben ihm flicht seine Frau Weidenkränze für die Osterdekoration.
Und der Blumenhocker von Kerstin Ciesla? „Nur kein Stress“, sagt die und holt sich erst mal einen Kaffee. „Das soll ja Spaß machen hier. Stress haben wir schon genug, wenn wir wieder die dreißig Seiten langen Anträge für die Fördergelder der EU zur Kopfbaumpflege ausfüllen müssen.“