Duisburg-Hamborn. . Hanns Dieter Hüsch hat den Niederrheiner im ganzen Land wunderbar erklärt: „Der Niederrheiner an sich ist zu allem unfähig: „Er weiß nix, kann aber alles erklären. Wenn man ihm was erklärt, versteht er nichts, sagt aber dauernd: „Ist doch logisch!“

Dem Niederrheiner würde man diesen Termin etwa so erklären: „Der Friedrich Marona war wieder da!“ „Wie der Friedrich Marona?“ - Ja, der hat doch lange die Schule in Marxloh geleitet, die Herbert-Grillo-Gesamtschule im Paulusviertel. Der hat wieder ‘ne Lesung gemacht.“ - „Wie, ‘ne Lesung?“ - „Ja, mit Texten und Gedichten von Hanns Dieter Hüsch.“ - „Wie Hanns Dieter Hüsch? Wer ist dat denn?“ - „Den kennste doch, der Hüsch aus Moers, der hat doch Kabarett gemacht. Der ist berühmt, aber leider schon tot.“ - „Wie tot? Warum dat denn?“ usw. usw.

Hanns Dieter Hüsch hat den Niederrheiner im ganzen Land wunderbar erklärt: „Der Niederrheiner an sich ist zu allem unfähig: „Er weiß nix, kann aber alles erklären. Wenn man ihm was erklärt, versteht er nichts, sagt aber dauernd: „Ist doch logisch!“ Er war zwar niemals in New York, in Venedig oder auf Mainau. Aber er hat seine feste Meinung. Hauptsache! „Schön isset ja da! Aber leben möchte ich da nicht!“

Hanns Dieter Hüsch, Deutschlands wohl größter Kabarettist aller Zeiten, beherrschte wie kein anderer die Kunst, dem „Volk aufs Maul zu schauen.“ Der gebürtige Moerser hörte zu Hause, in der Nachbarschaft oder in der Schule genau zu, was der Niederrheiner an sich an geistreichen Sentenzen so von sich gab. Immer entlarvte „das schwarze Schaf vom Niederrhein“ die Lebensweisheiten des Niederrheiners als das, was sie waren: Plattitüden, so flach wie das Land, auf dem der Niederrheiner lebt. Späte Rache an dem spießigen, kleinbürgerlichen Milieu in dem der Hüsch der jungen Jahre zugleich lebte und litt, dass er liebte und hasste? - „Sach’ ma nix!“

„Ja, und wat hat der Marona damit zu tun?“ – „Ja ich sach’ doch: Der hat im Bezirksrathaus Hamborn fast hundert Leuten die alten Dönnekes vom Hüsch vorgelesen.“ - „Wie, im Rathaus Hamborn? Warum macht der datt denn?“ - Ja, im Ratssaal, da gibtet doch öfters Kultur. Und der Marona mag den Hüsch, ist ja selber schon lange Moerser und da im Vorstand von dieser Hüsch-Gesellschaft. Die gehen da einmal im Jahr auch auf'n Friedhof in Hülsdonk und feiern den Hüsch an seinem Geburtstag. - „Ach so, na gut, meinetwegen.“ Marona stellte dem Publikum auch die seltsamen, aber typischen Figuren des Niederrheins vor, die Hüsch, der Schnellsprecher an der Kleinorgel, so treffend beschrieb. Zum Beispiel Heinrich von Asterlagen. Oder Ditz Atrops: „Von dem hat ja auch kein Mensch mehr wat gehört. Obwohl de jahrelang Geschichte studiert hat. Tagaus tagein. Hochintelligente Familie. Nur ewig voll. Ewig besoopen. De hätte ja alles werden können. Aber is nix draus geworden. Obwohl de jahrelang studiert hat. Geschichte un alles mögliche. De hätte sogar Papst werden können. Ja, sicher! Warum nich’?“ Friedrich Marona hatte die Lacher ganz auf seiner Seite.

Zum Schluss gab es dann noch zwei typisch niederrheinische Dialoge zwischen Mann und Frau. In diesen Gesprächen wurde Marona von Christine Lorscheid fabelhaft, mit komödiantischem Talent unterstützt. Die Zwiegespräche beginnen eigentlich immer ganz harmlos, drehen sich um Banalitäten des Alltags, zum Beispiel um das Mittagessen, enden dann aber im Streit zweier entnervter Eheleute. Komische Nummern, die das Bauchfell strapazierten. Friedrich Marona und Christine Lorscheid ernteten für ihren Auftritt kräftige Lachssalven und starken Applaus. Und Hanns Dieter Hüsch hätte sicher geschmunzelt.