Duisburg-Hamborn. .

Seit etwa 800 nach Christus ist der Raum Hamborn durchgehend besiedelt. Was sich über die Anfänge dieser Besiedlung, bis zur Gründung der Abtei Hamborn 1136, sagen lässt, dazu suchten wir jetzt das Gespräch mit Pater Dr. Ludger Horstkötter von der Abtei. Er hat jüngst eine archäologische Materialsammlung dazu vorgelegt (wir berichteten).

„Der erste Nachweis des Gutshofs Hamborn um 800 erfolgte durch Scherbenfunde“, berichtet der Pater. Zweifels­ohne habe es sich um Scherben von Vorratsbehältern gehandelt und nicht um Urnen für Bestattungen. Wie bereits berichtet, war die Stelle an der heutigen Abtei, selten genug im Norden, hochwasserfrei, eine Heidefläche, die durch Rodungen gewonnen werden konnte.

Erstmals schriftlich erwähnt wird Hamborn in einer Handschrift aus dem 12. Jahrhundert, die das Testament von Abt Engelbert von Werden aus der Zeit um 970 wiedergibt. Der geistliche Herr legte Wert darauf, dass über Jahrhunderte jedes Jahr aus Anlass seines Todestages ein feierlicher Gottesdienst in Werden abgehalten wurde und vermachte der Abtei dazu aus seiner Hinterlassenschaft die Einkünfte von sechs Bauernhöfen, darunter von einem Hof aus „Wittfeld bei Hamborn“. Er muss rund 200 Meter östlich der A 59 bei der heutigen Wittfelder Straße gelegen haben. Die Abgaben je Hof konnten ganz unterschiedlich sein, konnten von wenigen Eiern im Jahr über einige Mastgänse bis hin zu einer größeren Menge an Getreide reichen.

„Havenburn“, berichtet Pater Ludger, sei die älteste Schreibweise für Hamborn gewesen. Und das lasse zweierlei Deutung dieses Namens zu: „Haven“ stehe entweder für Hof oder für Habe. Habe aber sei bei Bauern immer Vieh gewesen. Und mit „Born“ sei meist eine Wasserquelle gemeint. Folglich sei der Gutshof den Namen einer Wasserquelle oder einer Viehtränke benannt.

Um 900 hat zum Gutshof Hamborn bereits eine Kirche gehört. Und sie war mit einer Glocke ausgestattet. Denn bei Untersuchungen im Jahre 1987 wurden Reste eines Schmelzofens für Kupferlegierungen und einer Gussform gefunden. „Schwere Glocken konnten ja damals nicht transportiert werden“, sagt Pater Ludger. Also hätten die Gießer, die ja ohnehin von Kirchbaustelle zu Kirchbaustelle gewandert sind, sie vor Ort gegossen.

Als Gutsherr Gerhard von Hochstaden 1136 das Kloster stiftete und mit rund 35 Hufen Bauernland ausstattete, war die Kirche bereits Pfarrkirche. Und das bedeutet, dort mussten neben den Gebäuden Geistliche und wohl auch ein Küster unterhalten werden. „Eine Hufe“, sagt Pater Ludger, „das war, abhängig von den jeweiligen Boden- und Klimaverhältnissen, so viel Land, dass die damalige Großfamilie von seinen Erträgen leben konnte.“ Die genaue Größe war aus der Anzahl der Hufen nicht ableitbar.

In diesem Gebiet jedenfalls waren die Bauern zur Zahlung von „Kirchensteuer“ verpflichtet: des zehnten Teils ihrer Ernte- oder Masterträge. Unabhängig von der Pacht, die, wie im Fall von Wittfeld, ja an die Abtei Werden als Grundherr ging. Weltliches und geistliches Territorium waren nicht identisch, wobei die höchsten Herren jener Jahrhunderte die karolingisch-ottonischen Kaiser waren.