Längst nicht alle Bürger, die an der Versammlung am Dienstagabend in der Clauberg-Halle teilgenommen hatten, waren Gegner des Outlet-Centers. Aber so mancher traute sich nicht, seine Meinung über Mikrofon kund zu tun
Längst nicht alle Bürger, die an der Versammlung am Dienstagabend in der Clauberg-Halle teilgenommen hatten, waren Gegner des Outlet-Centers. Aber so mancher traute sich nicht, seine Meinung über Mikrofon kund zu tun, aus Angst vor Beschimpfungen oder gar Drohungen.
So ließen die aufgebrachten Bürger nicht einmal Thomas Hellbach, den Chef der Hamborner Werbegemeinschaft ausreden, sondern störten seinen Beitrag lautstark.
Deshalb nutzt der Geschäftsmann hier die Gelegenheit, seine Meinung vorzutragen. Er habe Verständnis für die Gefühle der Mieter und sei auch kein Befürworter des Häuserabrisses am Zinkhüttenplatz. Er wisse, dass „dort viele Menschen leben, die sich in Hamborner Vereinen, Kirchen oder Parteien engagieren und eventuell auch in Hamborner Geschäften einkaufen. Die Weise, wie man sie vor vollendete Tatsachen gestellt hat, war nicht fair.“
Wenn das Outlet-Center aber komme, „wovon ich ausgehe“, so Hellbach, „dann ist es sicher sinnvoll, sich mit dem Investor zusammenzusetzen.“ Mit dem Ziel, den geplanten Boulevard bis zum Rathaus auszubauen, um Outlet-Kunden auch nach Alt-Hamborn zu locken.
Die Ideenwerkstatt Kaiser-Wilhelm-Straße (IKWS) wollte in der Versammlung eigentlich vortragen, dass sie zu dem Projekt steht, beschränkte sich aber darauf, den Umgangston der protestierenden Bürger zu kritisieren. „Das geplante Statement, dass unser Verein grundsätzlich die Schaffung von 400 Vollzeitarbeitsplätzen und somit auch das Outlet-Center befürwortet“, habe man nicht abgegeben, „da die aggressive Stimmung in der Halle hierdurch noch weiter angeheizt worden wäre“, so IKWS-Pressesprecher Claus Krönke. „Insgesamt waren wir doch extrem geschockt über die Art, wie einige Leute sich dort verhalten haben“, beschreibt Krönke seine Empfindungen und die seiner Vereinskollegen. Sowohl er als auch andere seien nach Ende der Veranstaltung „draußen massiv beschimpft worden“. Dabei seien Worte wie „Verbrecher“ gefallen. Auch zur Siedlung Zinkhüttenplatz äußert sich die Ideenwerkstatt: Sie sei eine reine Zweckbausiedlung und modernisierungsbedürftig. Deshalb spreche nichts gegen einen Abriss zugunsten eines Shopping-Centers. Gleichwohl sorgt man sich um das Wohl der Mieter: Die Umzüge müssten finanziert und Entschädigungen gezahlt werden. Zudem schlägt IKWS vor, „einige Häuser der letzten Baureihe stehen zu lassen“ – für Mieter, die bleiben wollen.
Ein Moratorium in Sachen Outlet-Center fordert Michael Lefknecht, Marxloher Arzt und Mitglied verschiedener Bürgerinitiativen. „Das Kind ist ganz tief in den Brunnen gefallen“, sagt er und regt an, Investor, Immeo und Politik sollten sich mit Mietervertretern schleunigst zusammensetzen und nach Lösungen suchen – auf Augenhöhe und ergebnisoffen. Nur so bestehe eine Chance, das verloren gegangene Vertrauen der Mieter zurück zu gewinnen.