Duisburg-Marxloh..
Wir schreiben das Jahr 1952, genauer gesagt den 27. Januar 1952. An der Marienstraße in Marxloh eröffnet das erste Jugendzentrum in ganz Duisburg. Nur dreizehn Monate zuvor, am 11. Dezember 1950, war dort der Grundstein gelegt worden.
Die Idee stammt ursprünglich aus Großbritannien: Mit Jugendzentren wollen die britischen Besatzungstruppen in Deutschland fünf Jahre nach Kriegsende Jugendliche für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat begeistern. Die Einweihung des zweigeschossigen Backsteingebäudes nahe der kath. Kirche St. Peter ist die Geburtsstunde von 60 Jahren offener Kinder- und Jugendarbeit in Duisburg.
Von Anfang an können sich Heimleiterin Gertrud Gallhoff und ihr kleines Team über regen Zuspruch der Kinder und Jugendlichen aus Marxloh freuen. Das zweigeschossige Backsteinhaus ist nachmittags und abends immer voll. Auch das Freizeitangebot wächst und wächst, besteht im Wesentlichen aber erst einmal nur aus Fußball, Kicker, Tischtennis, Backen, Kochen und Spielen. Zehn Jahre später platzt das Haus an der Marienstraße schon aus allen Nähten. Ein Erweiterungsbau muss her, vor allem ein Saal für Feiern und Theateraufführungen. Da kommt es gerade richtig, dass die Stadtväter eine Zweigstelle der Stadtbücherei in Marxloh planen. Die soll just neben dem Jugendheim gebaut werden.
Am 19. September 1964 ist es soweit: Feierlich weiht Oberbürgermeister August Seeling gleich nebenan die neue Stadtbücherei ein. Ein schnörkelloser Flachbau im Stil der Zeit, mit vielen Kellerräumen darunter. Das Highlight ist ein großer Veranstaltungssaal mit Bühne, den bis heute meist das Jugendzentrum nutzt. Im Progammheft der Feier heißt es: „Es spielt der Musik- und Spielkreis Ernesto Rossi. Es singt und tanzt eine Folkloregruppe aus Calais.“ Calais ist damals schon eine der Partnerstädte von Duisburg, so wie Portsmouth. Aus Portsmouth kommen seit der Gründung des Jugendheims regelmäßig Jugendgruppen nach Marxloh, die sich dort mit deutschen Jugendlichen treffen. Das ist politisch so gewollt, im Sinne der Völkerverständigung.
Fast 25 Jahre - bis Mitte der 70er Jahre - zieht Heimleiterin Gallhoff im Jugendzentrum Marienstraße emsig die Fäden, sieht ganze Generationen von Kindern und Jugendlichen dort spielen. Anfang der 70er Jahre kommt noch ein Abenteuerspielplatz hinzu. Heute ist es ein ganz normaler, öffentlicher Spielplatz. Mitte der 70er Jahre erlebt das JZ seine schwierigste Phase: Mehrere Heimleiter kommen und gehen, die Fluktuation ist hoch. Und es fehlt ein wirkliches Konzept. Damals tritt Gaby Sommer auf den Plan, erst als stellvertretende, dann als Leiterin des Jugendzentrums.
Mit ihrem Team bringt Gaby Sommer den Jugendtreff wieder auf Vordermann, renoviert und gestaltet die Räume neu, macht den Kids neue Angebote. Es wird auch höchste Zeit, denn seit Ende der 60er Jahre wandelt sich der Stadtteil zusehends, immer mehr Zuwanderer kommen nach Marxloh. Deren Kinder und Jugendliche brauchen Angebote. Und in den 80er Jahren zieht das „Kiebitz“, der Jugendtreff des Internationalen Zentrums aus der Stadtmitte, in die Räume der ehemaligen Stadtbibliothek. Es entwickelt sich eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den Nachbarn.
Gaby Sommer sagt über ihr „Schloss“, das heute den Namen „Regionalzentrum Nord“ (RIZ) trägt: „Das Haus bietet für die offene Kinder- und Jugendarbeit ganz viele Möglichkeiten.“