Duisburg. . Ihre Fahrmanöver sind oft halsbrecherisch, dafür bringen sie ihre Ware schneller ans Ziel als jeder Autofahrer: Fahrradkuriere. Der Duisburger Marcus Schmitt ist einer von ihnen. Bei Wind und Wetter ist er täglich bis zu 120 Kilometer unterwegs - ein Knochenjob.

Der Job, den der Wahl-Meidericher Marcus Schmitt seit 2008 hat, ist nichts für „Weicheier“: Bei Wind und Wetter, selbst als es vor ein paar Tagen minus 15 Grad kalt war, saß er fest im Sattel und hetzte durch die Stadt. Marcus Schmitt ist Fahrradkurier. Ein Jungunternehmer, der – als er arbeitslos wurde – sein Schicksal selbst in die Hand nahm und kurzerhand eine Firma gründete: „Die Stadtkuriere“.

Wobei der Begriff „Stadtkuriere“ derzeit nicht stimmt. Es gibt nämlich nur noch einen Fahrer, und das ist der Chef selbst. Alle seine sechs Kollegen, die im Sommer Medikamente auslieferten, Kündigungen zustellten, für Zahnärzte, Dentallabore und Rechtsanwälte unterwegs waren, entpuppten sich als wenig „wintertauglich“ – und quittierten den Dienst. Also strampelt sich der 36-jährige, dick eingepackte Boss nun für „Fahrpreise“ von 5 bis 15 Euro im Stadtgebiet Duisburg alleine ab und muss folglich schweren Herzens auch Aufträge ablehnen.

Ein stabiles und leichtläufiges Rad

Rund 120 Kilometer legt er täglich zurück, was einer Jahresleistung von 30.000 Kilometern entspricht. Und das allein mit der Kraft, die aus den Beinen kommt.

„Man muss körperlich fit sein“, sagt Marcus ganz bescheiden. „Und gut und gesund essen“, ergänzt er. Im Sommer natürlich auch viel Wasser, im Winter zum Aufwärmen mal zwischendurch einen heißen Kaffee trinken. Mehr braucht’s nicht, um als Kurierfahrer klar zu kommen – vom stabilen, aber leichtläufigen Rad mal abgesehen.

Ursprünglich war er Werkzeugmacher, jobbte aber auch als Lagerverwalter – und startete vor knapp vier Jahren mit Unterstützung der Arge sein eigenes Unternehmen. Eine Entscheidung, die er keinen Tag bereut hat.

Ein Knochenjob

Von morgens früh bis abends, mitunter bis 21 Uhr, ist er auf Achse. Unfälle? „Hatte ich noch nie.“ Mit seinem Mountainbike, das er in 90 Prozent der Fälle zwischen den Beinen hat, flitzt er – wo immer vorhanden – über Radwege. Selbst 30 (!) Zentimeter hohe Bordsteine nimmt er mit dem gefederten Gerät in voller Fahrt, also bei knapp 30 km/h – und zwar hoch. Denn runter kann ja jeder. Das Gefährt hat inzwischen gut 90.000 Kilometer gelaufen. Alles ist noch original – „nur den Antrieb hab ich schon mal gewechselt“, gesteht Marcus. Als Zweitrad besitzt er eine Rennmaschine.

Infos Im Internet

Der Meidericher hat einen Großteil seiner Kunden im Stadtgebiet Duisburg. Er fährt aber auch bis Xanten – wenn der Auftraggeber es wünscht. Mehr Infos, auch für Leute, die Kurierfahrer bei Marcus Schmitt werden möchten: Tel. 0203 - 72 81 551 oder im Internet unter www.diestadtkuriere.de

Beide Gefährte sind puristisch ausgestattet: Ohne Schutzbleche oder sonstigen Schnickschnack. Echte Arbeitsgeräte eben, die den Nachteil haben, dass man Wasser und Dreck in Massen auf den Rücken und in den Nacken bekommt. „Tja, das ist so“, sagt der Kurier achselzuckend – und lacht.

Wie lange man einen solchen Knochenjob durchhält? „Ich kenne zwei Amis, die machen das schon 25 Jahre“, erzählt der Meidericher, schnallt sich den wasserdichten Rucksack mit dem wertvollen Inhalt wieder auf den Rücken, schwingt sich aufs Rad – und wird nur noch von hinten gesehen.