Duisburg-Walsum. . Der BUND ist sehr erfreut, dass sich in den Walsumer Rheinwiesen so viele Tiere niedergelassen haben. BUND-Experte Dr. Johannes Meßer kritisiert allerdings die Störungen durch Ausflügler und freilaufende Hunde.

„Die Walsumer Rheinauen sind ein Juwel!“ Dr. Johannes Meßer vom BUND Duisburg gerät ins Schwärmen, wenn er an das Naturschutzgebiet zwischen Walsum und Voerde denkt. Erst vor wenigen Tagen haben er und Wolfgang Rovers sowie Willi Bernok Wasservogelzählungen durchgeführt und sind zu folgendem Ergebnis gekommen: Rund 12.300 Tiere harren derzeit auf den Wiesen entlang des Flusses aus. Knapp 3000 mehr waren es noch im Dezember, die sind aber weiter geflogen, in wärmere Gefilde.

Walsum hat sich im Laufe der vergangenen 30 Jahre zum Mekka von Schwänen, Gänsen und Enten entwickelt. „Mehr als ein Drittel aller Tiere, die am Niederrhein überwintern, kommen hierher“, berichtet Meßer. Der Grund ist simpel: Wegen der Bergsenkungen – eine Folge des Kohleabbaus – haben sich zahlreiche Tümpel gebildet, die den Vögeln als Rastplatz angenehm sind.

Sie befinden sich in Bereichen, die streng genommen nur von Landwirten betreten werden dürfen. In die allerdings nach Meßers Beobachtung immer häufiger Wanderer, Spaziergänger, Jogger und Radler eindringen. Unter Missachtung der Vorschriften: „Die Schilder lesen offenbar viele nicht“, klagt der Umweltexperte. Für Ausflügler steht der Weg auf dem Rheindeich zur Verfügung. Er ist weit entfernt von den Vogelrastplätzen. Der für Unbefugte gesperrte Wirtschaftsweg indes führt mitten durch die Tierkolonien.

Sperrgebiete achten

Im Grunde wollen alle, die die Rheinauen besuchen, dasselbe: Die herrliche Natur und Landschaft genießen. Dazu gehört auch, im Winterhalbjahr die vielen Wasservögel und im Sommer obendrein noch Störche zu beobachten.

Damit das auf Dauer gewährleistet ist, müssen alle Ausflügler und Naturbeobachter daran denken, dass die Tierwelt sehr empfindlich auf Störungen reagiert. Deshalb wurden Sperrgebiete eingerichtet, die es zu achten gilt. Nur, wenn letzteres wirklich geschieht, wird man auch in Zukunft seltene Tiere am Rande der Großstadt erleben können. Gregor Herberhold

„Ganz schlimm ist es, wenn Spaziergänger ihre Hunde frei laufen lassen. Dann fliegen mitunter auf einen Schlag viertausend Vögel auf“, berichtet Meßer. „Eine Katastrophe für die Tiere.“ Denn: Gänse, Enten und Schwäne müssten jetzt alles tun, um Energie zu sparen. Damit sie durch die kalte Jahreszeit kommen, aber auch, um im Frühjahr genug Kraft zu haben, um zu den Brutgebieten im mehrere 1000 Kilometer entfernten Nordskandinavien oder in Sibirien zu kommen. „Jedes Auffliegen kostet jede Menge Energie“, weiß Meßer. Am Ende könnten solche Störungen sogar lebensbedrohlich für die Vögel werden. Deshalb appelliert er an alle Ausflügler, insbesondere aber an Hundehalter, die Sperrgebiete zu achten. Hunde gehörten zudem an die kurze Leine.

So lange in den Rheinauen kein Schnee liegt, können sich die Tiere satt fressen. Kommt die weiße Pracht aber noch, müssen sie sich, wenn auch direkt am wärmeren Rheinufer alles Grün unter einer geschlossenen Decke verschwände, auf den Weg zur Küste machen. Enten bevorzugen die Nordsee, Gänse dagegen fliegen in solchen Fällen zur Normandie weiter.

Unter den gezählten Tieren (über 50 % waren nordische Blessgänse) gab es auch Raritäten wie Singschwäne, Schellenten, Spießenten und Gänsesänger.