Duisburg-Hamborn. . „Interpretation“ heißt die Ausstellung der Künstlerin Andrea Schreiber, die am Mittwoch im Finanzamt Hamborn eröffnet wurde
„Interpretation“ heißt die Ausstellung der Künstlerin Andrea Schreiber, die am Mittwoch im Finanzamt Hamborn eröffnet wurde. Die Wahl-Duisburgerin aus dem Erzgebirge hat vor allem abstrakte Bilder ausgewählt, um ihr Publikum zur längeren Betrachtung einzuladen.
Viele Gäste lassen sich nicht lange bitten. Marianne Bubel steht schon eine ganze Weile vor einer großformatigen Acrylkomposition in zarten Erdtönen mit dem Titel „flow of mind“. „Man muss sich Zeit nehmen“, sagt sie, „ dann sieht man immer noch etwas Neues.“ Ihre Freundin Cäcilia Horstkamp deutet inzwischen auf eine Reihe von Bildern mit runden Formen in knalligem Rot und Türkis.
„Das wäre nichts für mich, ich bin eher altmodisch eingerichtet“, meint sie skeptisch. „Aber in so einer modernen Wohnung, die ganz weiß eingerichtet ist, würden die toll aussehen“.
Andrea Schreiber findet in dieser Sicht etwas typisch Deutsches wieder, hierzulande sehen die meisten Menschen ihrer Ansicht nach Kunst eher als Dekoration. Sie hat schon viele Bilder nach Australien und Amerika verkauft und meint, dort sähe man Kunst und Künstler eher vom handwerklichen Aspekt her. Die Deutschen kauften mehr Blumen- und Fruchtmotive, in Australien wären ihre abstrakten Bilder gefragter. Die hohen Frachtkosten minimiert die geschäftstüchtige Künstlerin mit einem Formattrick. Viele Bildkompositionen sind mehrteilig, das sieht gut aus und lässt sich auseinandergenommen für kleines Geld verschicken.
Finanzamtsleiter Georg Schmidt sagt in seiner Eröffnungsrede: „Ihre Bilder verschönern unser Haus und ich hoffe, dass der eine oder andere Besucher auch seinen Spaß daran haben wird und vielleicht in der Wartezeit sogar zu einer Kaufentscheidung kommt“. Ob die Hamborner Steuerpflichtigen ihre Rückzahlungen demnächst alle in Schreibers Bilder investieren werden? Die zierliche Malerin ist da doch eher skeptisch, sie hat harte Konkurrenz von schlecht produzierten Bildern aus asiatischen Ländern. Deren Preise kann sie nicht halten. Sie sagt: „Für Zwanzig Euro möchte ich meine Sachen nicht verschleudern.“ Aber wenn die Kunden des Finanzamtes sich ein wenig Zeit für die Betrachtung ihrer stimmungsaufhellenden Bilder nehmen würden, dann wäre ihr das recht und billig. Die Ausstellung ist bis Ende März zu sehen.