Duisburg-Ruhrort. . Haniel sanierte die alte Dahlbender Villa in Ruhrort und richtete stilvolle Büros ein. Der Einzug ist noch nicht komplett abgeschlossen.
141 Jahre alt wird die neoklassizistische Villa an der Ruhrorter Dr.-Hammacher-Straße Nummer 3 in diesem Jahr. So chic wie heute war sie aber lange nicht mehr: Das ortsansässige Unternehmen Haniel hatte die zuletzt von der Familie Dahlbender bewohnte, denkmalgeschützte Immobilie erworben und sehr aufwendig renoviert. Nun ist sie ein reines Bürogebäude, das aber den Charme der alten Zeit bewahrt hat.
Kein Wunder, dass die dort Arbeitenden, allen voran „Hausherrin“ Jutta Stolle (Direktorin bei Haniel, zuständig für Gesellschafter und Nachhaltigkeit) mit einem zufriedenen Lächeln Tag für Tag den Dienst beginnen. Denn wo sonst wandelt man in Büros schon auf historischen Spuren?
Gleich im Eingang, der nun allerdings nicht mehr von der Straße aus, sondern übers Haniel-Forum erreichbar ist, atmet man Ruhrorter Geschichte: Hinter der schweren Holztür befindet sich nicht nur der bestimmt 100 Jahre alte gusseiserne und verzierte Heizkörper, sondern auch noch der alte Steinboden – in schwarz-weiß gehalten. Ein Blick um die Ecke, und schon entdeckt man den Mosaik-Fliesenboden, der früher die Großküche und heute eine kleine Kochnische und Abstellräume ziert. Ein Traum, dass es so etwas noch gibt. Auch die elegante Holztreppe in die Obergeschosse, wo sich früher die Schlafzimmer, ein üppiges Bad, eine Bibliothek und ein weiteres Wohnzimmer befanden, macht was her: Verwandte der letzten Eigentümer, die sich das Haus nach der Renovierung angeschaut haben, waren sprachlos, so Stolle: „Wir wussten gar nicht, welch wertvolle Materialien hier verwendet wurden“, hätten sie gesagt. Das schöne Parkett etwa haben sie nie wahrgenommen, es war unter dicken Teppichen versteckt.
Große Mängel
1871 beantragte der Ruhrorter Reeder Albert de Gruyter den Bau der Villa als Wohn- und Geschäftshaus. Innen wurde es reich verziert: mit Stuckdecken, Dekorheizkörpern, Wand und Deckenvertäfelungen, wertvollen Fenstern.
Ein Großteil davon konnte erhalten werden, aber nicht alles: Teilweise waren – wie berichtet – tragende Balken vom Holzwurm und Schwamm zerfressen und mussten aufwendig erneuert werden.
1921 ging das Haus in den Besitz des Ruhrorter Rechtsanwalts Theodor Dahlbender über. Dessen Sohn Alfred, der Komponist und Musikverleger war, übernahm es später und hinterließ es seiner Frau Gisela († 2008) und seinem Sohn Giselher. 2008 kaufte es das benachbarte Unternehmen Haniel, dem bereits das später angebaute Hinterhaus gehörte. Bei der Renovierung wurden gravierende Baumängel festgestellt, so dass sich der Einzug bis kurz zum Herbst 2011 verzögerte.
Heute ist es ein wahrer Blickfang in Jutta Stolles Büro, dem Raum, der zu Lebzeiten von Gisela Dahlbender († 2008) als Wohn- und Fernsehzimmer diente. Ihr Mann Alfred, der Musikverleger, war bereits 1997 verstorben. Seitdem lebte sie mit ihrem Sohn Giselher (heute 65) allein in dem 350 qm großen Haus.
Finanziell ging es der Familie zum Schluss nicht mehr so gut, weshalb der Verkauf des Hauses nach dem Tod von Gisela Dahlbender schnell anstand. Der Sohn erwarb im Nordschwarzwald eine „kleine Hütte“, wie er selbst sagt, und lebt dort seitdem einsam und allein.
Er hat über viele Jahre darum gekämpft, dass nicht nur die Außenhülle des Hauses, sondern auch Teile des Innenlebens unter Denkmalschutz gestellt wurden. Neben den Böden sind Teile der Holzvertäfelungen und sogar ein Stück der alten Ledertapete mit floralem Muster erhalten worden. Um einen hohen Preis, wie Jutta Stolle berichtet: Normalerweise kommt man bei einer Altbaurenovierung mit 1000 €/qm aus, hier kam ein „hoher sechsstelliger Betrag zusammen“, so Haniel-Sprecher Dietmar Bochert.