Duisburg-Hamborn. .
Das schmuddelige Wetter am Neujahrstag lud wahrlich nicht zum ersten Spaziergang des Jahres ein. Es nieselte, der Himmel war grau in grau. Und doch trieb es manchen vor die Tür.
Die einen, weil sie den Kater mit frischer Luft vertreiben wollten, die anderen, weil der Hund unbedingt mal „gelüftet“ werden musste. Und ein paar Jungen zogen um den Block, auf der Suche nach Blindgängern, die man noch in die Luft jagen kann.
An diesem Mittag ziehen wir durch Alt-Hamborn. Die Fußgängerzone ähnelt einer Geisterstraße. Keine oder nur ganz wenige Menschen, verhältnismäßig viel Böllerdreck allerorten. Die Läden sind dunkel – klar, an diesem Sonntagmittag haben nicht einmal die Bäcker geöffnet. Jetzt fällt es auch ganz besonders auf, wie viele Läden an der Jägerstraße leer stehen – Plakate an den Scheiben weisen darauf hin, dass sie zu vermieten sind. Die Zettel scheinen schon länger zu hängen – dem Zustand der Geschäfte und des Umfelds nach zu urteilen.
Jede Menge zerfetzte Kracherreste türmen sich in der Fußgängerzone, aber auch rund um den Altmarkt. „Ob der Abfall von Jahr zu Jahr mehr wird, kann ich nicht sagen“, sagt ein älterer Herr, der mit auf dem Rücken verschränkten Armen durch die Einkaufsstraße bummelt. „Auf jeden Fall werden die Reste größer“, sagt ein anderer und zeigt auf die Schuhkarton großen Böller-Batterien, die wie Betonklötze auf der Straße Hamborner Altmarkt stehen. Und um die Autos Slalom fahren.
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Nur an einer Stelle haben die Feiernden die Knaller-Pakete eingesammelt und sie neben einen blauen Abfallbehälter der Wirtschaftsbetriebe gestellt. Direkt daneben aber auf dem Gehweg am Altmarkt liegen nicht nur die vom Regen inzwischen aufgeweichten und von Autoreifen zerquetschten Kracherhülsen, sondern auch jede Menge Scherben – von zertrümmerten Flaschen. Eine Gefahr für Fußgänger, Zweirad- und Autofahrer. Und dann entdecken wir noch mindesten 50 Pistolenkugelhülsen. Eine junge Frau mit Kind kommt zufällig des Weges und schaut ganz erschrocken auf die verbrauchte 8-mm-Munition, die am Altmarkt vor den Häusern 7-11, nur ein paar Meter vom Eingang zur Jägerstraße entfernt, auf dem Boden liegt: „Oh mein Gott“, sagt sie kopfschüttelnd. „Sowas darf man doch nicht verwenden.“ Vermutlich handelt es sich um Munition, die „unerlaubt“ mit einer Schreckschusswaffe abgefeuert wurde. Im öffentlichen Raum, berichtete die Polizei am Neujahrstag auf Anfrage, ist das Schießen mit solcher Munition auch an Silvester nicht erlaubt. Wenn derjenige, der damit schoss, erwischt wird, droht ihm ein Bußgeld.
Neben der Notapotheke am Marktplatz haben nur die Spielhallen in Alt-Hamborn geöffnet, und auch Kundschaft. Erstaunlich: Das neue Jahr ist noch keine zwölf Stunden alt, da tragen die Zocker ihr Geld schon wieder zu den einarmigen Banditen. Vielleicht in der Hoffnung, dass ihnen das Glück in 2012 hold ist, nachdem es mit dem großen Gewinn im vergangenen Jahr nicht hat klappen wollen.
Hier und da hört man auch noch Kanonenschläge explodieren – was bis Mitternacht am 1. Januar erlaubt ist, sofern die Kracher von Erwachsenen gezündet werden. Kinder und Jugendliche indes dürfen die Knaller überhaupt nicht hochjagen.