Duisburg-Meiderich. .

Prominenten Besuch bekam der Literaturkurs des Max-Planck-Gymnasiums in Meiderich, rund 20 Schüler der Qualifikationsstufe, früher Jahrgangsstufe 12.

Der türkischstämmige Erfolgsautor Selim Özdogan brachte den Pennälern, die im Frühjahr 2012 ihr Abitur bauen wollen, in nur sechs Schulstunden das Schreiben bei, genauer das Schreiben literarischer Texte.

Selim Özdogan hat sich seit 1995, als er mit dieser Kunst begann, bundesweit einen guten Namen gemacht. Der in Adana geborene und in Köln aufgewachsene 40-Jährige, der heute noch in der Domstadt lebt und arbeitet, hat seitdem insgesamt elf Romane und Erzählbände verfasst. „In meinen Texten geht es vor allem darum, wie Deutsche und Zuwanderer ihren Alltag erleben und bewältigen“, so der sympathische Deutsch-Türke. Özdogan beschreibt, wie die erste, zweite und dritte Generation der türkischen Migranten in Deutschland zurecht kommt, ihre Lebensverhältnisse, ihre Suche nach Identität, ob und wie sie sich in die Mehrheitsgesellschaft integrieren. Seinen größten Erfolg landete Özdogan, als der bundesweit bekannte Filmemacher Fatih Akin („Gegen die Wand“) 2010 seinen Roman „Im Juli“ verfilmte, mit Kinostar Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle.

In den Workshops vermittelte der Schriftsteller den 17- bis 18-jährigen Oberstufenschülern anschaulich, wie man eine gute Geschichte findet, wie man eine Erzählung, eine Kurzgeschichte aufbaut, wie wichtig dabei die genaue Wortwahl, die Wahl von passenden Metaphern ist. Ein Beispiel: „Wir haben alle gedacht, die Wörter Wut und Zorn bedeuten das Gleiche“, so die 18-jährige Nagihan Pasal. „Herr Özdogan hat uns aber klar gemacht, dass Wut und Zorn verschiedene Bedeutungen haben. So haben wir gelernt, mit Sprache und Stil bewusster umzugehen, wie man Texte gestalten kann. Es hat sich gelohnt.“ Da nicken alle Mitschüler beifällig, auch Schreibprofi Özdogan sagt: „Es hat Spaß gemacht!“

Nachdem Naghihan und ihre Mitschüler diese Grundlagen des erfolgreichen Schreiben mit Textprofi Özdgan eingeübt haben, werden sie nun alle eigene Kurzgeschichten verfassen. Das Thema: „Unerwartet“. Deutschlehrerin Filiz Kocaman (40), die Selim Özdogan 2008 bei einer seiner Lesungen in Bochum kennenlernte, wartet jetzt auf spannende Geschichten ihrer Schüler. Ihre Storys sollen die jungen Frauen und Männer bis April aufschreiben, möglichst szenisch, mit vielen Dialogen. Denn dann, kurz vor dem Abitur , sollen die Meidericher Nachwuchsliteraten ihre Werke als Theaterstücke in der Aula aufführen. „Sozusagen zum krönenden Abschluss“, so Filiz Kocaman, ebenfalls Deutsch-Türkin, die im Max-Planck-Gymnasium auch die Theater-AG leitet.

Gestern durften die Schüler ihren Promi-Gast interviewen: „Warum schreiben Sie immer auf Deutsch statt auf Türkisch?“ Özdogans überraschende Antwort: „Ich kann grundsätzlich besser Deutsch als Türkisch!“ So gut kann Integration funktionieren...