Duisburg-Meiderich. .
Das Projekt ist für Meiderich stattlich. Deshalb befasste sich die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck damit jetzt anderthalb Stunden lang: Bis zu 103 Reihenhäuser sollen auf dem alten Milchhof-Gelände an der Paul-Bäumer-Straße entstehen. Grundeigentümer Walter Hellmich hatte es auf der Münchener Immobilien-Messe im Oktober angekündigt. Für die Umsetzung hat er die Deutsche Reihenhaus-AG in Köln gewonnen.
Und die hat sich seit Jahren auf den Bau preiswerter Reihenhäuser in drei verschiedenen Typen (81 bis 141 qm Wohnfläche, Letzteres mit ausgebautem Dach, aber alle ohne Keller) konzentriert - als Eigentumswohnungen.
Thema Altlastenbleibt aktuell
Das wurde mit der geplanten zentralen Energieversorgung mittels Block-Heiz-Kraftwerk begründet, bei der Strom durch Verbrennen von Erdgas erzeugt wird, wobei mit der Abwärme geheizt werden kann. Bei Eigenheimen müssten dafür auf jedem Grundstück Grunddienstbarkeiten eingetragen werden, hieß es.
Die Kaufpreise liegen zwischen 119 000 € und 179 000 € - passend zur unterdurchschnittlichen Kaufkraft der Bevölkerung in der Region und zugeschnitten auf junge Familien. Gartenhäuschen sollen die fehlenden Keller ersetzen. Für 94 dieser Reihenhäuser wäre auf dem Hellmich-Grundstück Platz.
Nur mit Bebauungsplan
Das macht den Meiderichern so schnell keiner nach: Da tragen sie sachlich fundiert ihre zahlreichen, sehr ernsten Bedenken vor, aber das Zauberwort für deren zumindest sachliche Abklärung, für das dafür gesetzlich geschaffene Instrument, fällt in anderthalb Stunden kein einziges Mal: „Bebauungsplan“. Der dient in Meiderich/Beeck wohl nur dazu, um unerwünschte Wettstuben zu stoppen. Dabei steht in der Vorlage, dass das Bebauungsplan-Verfahren für das Gelände schon 1996 gestartet wurde. Nur ohne Abschluss. Dafür wäre es jetzt höchste Zeit gewesen. Stattdessen erklärte man sich damit einverstanden, ein komplett neues Wohnviertel für 300 Einwohner mit dem „Baulükkenparagrafen“ (§ 34 Baugesetzbuch) zu entwickeln, der für die Behandlung von Anbauten, Dachausbauten, höchstenfalls den Bau einer Reihenhauszeile, konzipiert wurde. Denn ob Altlasten, Autobahnlärm oder Stellplätze: Nach dem „Baulükkenparagrafen“ wird alles nur auf Schmalspur geprüft, nicht jedoch öffentlich und damit transparent. Die Ergebnisse werden den Investor zufriedenstellen, denn darauf ist die Baubehörde programmiert. Die Ratinger haben gezeigt, dass es mit diesem Investor auch anders geht: mit Bebauungsplan. Martin Kleinwächter
Mit folgender Arbeitsteilung: Hellmich macht das Gelände baureif, bricht also die Altbauten ab. Und die Deutsche Reihenhaus-AG vermarktet die Häuser. Und dafür gaben die Bezirksvertreter am Ende grünes Licht, indem sie einer Bauvoranfrage zustimmten. Dabei hatten sich zuvor eine Menge Bedenken aufgetan, die gar nicht alle ausgeräumt wurden. So sind insgesamt nur 106 Stellplätze vorgesehen, das gesetzliche Minimum. Das hielten die Bezirksvertreter für bedenklich, zumal der Parkdruck dort schon heute hoch sei. Die Kölner gaben zu, bei ihrem jüngsten Projekt in Ratingen hätten sie sich an die Vorgabe der Stadt gehalten: zwei Stellplätze pro Eigentumswohnung. Die Bezirkspolitiker aber äußerten nur als Wunsch, das noch einmal zu prüfen. Schließlich hatte der Vertreter der Baubehörde erklärt, man könne doch den heutigen Investor nicht dafür bestrafen, dass frühere Investoren überhaupt keine Stellplätze geschaffen hätten.
Auch die Beschäftigung mit dem Thema Altlasten lieferte am Ende keine Klarheit. Rainer Gänzler (Grüne) wollte wissen, ob die dort in Jahrzehnten verunreinigten Böden bloß abgedeckt oder auch abgetragen würden oder ob die künftigen Wohnungseigentümer nach Jahrzehnten womöglich dafür haften müssten, wenn sich die Altlasten doch noch als gefährlich erweisen sollten. „Wir bauen auf Grundstücken, die absolut saniert sind“, lautete die Antwort der Kölner. Ein Tiefgrabe-Verbot sei für sie keine Lösung. Als Ratsherr Peter Bettmann (Bürgerlich-Liberale) später aber von Hellmich wissen wollte, ob die Fläche nach Überarbeitung aus dem Altlasten-Register getilgt würde, war kein klares Ja zu hören. Gleichwohl versicherte deren Vertreter: „Wir werden da jegliche Gefährdung ausschließen. Da wird nichts zurückbleiben.“ Allerdings wurde dann wieder eingeschränkt, das gelte für den „Wirkungspfad auf Menschen“. Vom Grundwasser war keine Rede. Und der Vertreter der Baubehörde ergänzte, man wisse ja noch nicht, welche Anforderungen das kommunale Umweltamt stellen werde.
Dr. Detlef Feldmann (Linke) wunderte um so mehr, wie angesichts dieser Unwägbarkeiten bereits Endpreise feststehen könnten.
Und als Rainer Gänzler die Lärmbelastung der nahen Stadtautobahn ansprach, weswegen er Büros und nicht-störendes Gewerbe dort bevorzugen würde, hieß es, der werde durch ein davor liegendes Gebäude abgeschirmt. Das werde durch Gutachter begleitet.
Am meisten zeigte sich die SPD-Fraktion von dem Projekt begeistert. Sie will sich bei einem Ortstermin in Köln von der Güte der Häuser überzeugen.