Duisburg. .
103 Jahre existierte der Meidericher Schlachthof, doch jetzt ist Schluss. Zwei Monate früher als angekündigt wurde der Schlachtbetrieb über Nacht eingestellt. „Ein hochemotionales Ereignis“, berichtet der Chef des Schlachthofs, Peter Joppa. Er leitet die Einrichtung seit 2002 und kennt sie aus dem FF. Wenn es aber um die alten Zeiten geht, dann ist Paul Weitz der gefragte Mann. Der Kölner leitete den einstmals städtischen Schlachthof 30 Jahre lang (1958 bis 1988). Noch heute erinnert sich der jetzt 87-Jährige gerne an die Zeit, als er das Zepter dort in der Hand hielt.
„Ende des 19. Jahrhunderts“, berichtet Weitz, „wurde aus hygienischen Gründen ein Schlachthofzwang eingeführt.“ Bis dahin gab es Hausschlachtungen, nicht unbedingt unter sauberen Verhältnissen. Und so entstanden auch hier drei Einrichtungen (in Hamborn, Meiderich und Hochfeld). Den Krieg, bzw. die Nachkriegszeit überlebt hat nur die Meidericher, und zwar bis 1987 als städtischer Schlachthof. „Eine Rarität“, erinnert sich Weitz. Denn die Regel waren schon lange private Schlachthöfe. „Aber wir haben immer tadellos gearbeitet und damit bewiesen, dass auch kommunale Einrichtungen ordentlich wirtschaften können. Wir haben nie einen Pfennig Steuergeld in Anspruch genommen“, sagt der Betriebsleiter a.D. charmant mit kölschem Akzent und lacht verschmitzt.
Er kaufte dem Metzger das Tier ab
Sein Motto war es stets, alles ganz genau zu nehmen, und doch im richtigen Moment Fünfe gerade sein zu lassen. So etwa, als ein junger Esel auf dem Schlachthof angeliefert wurde. Das Tier tat ihm, seinen Mitarbeitern und ganz besonders seinen Kinder dermaßen leid, dass sich Paul Weitz entschied, dem Metzger das Tier abzukaufen und ihm das Leben zu retten. „Vierzehn Jahre lang lebte Juppi hinter meinem Haus auf dem Schlachthofgelände und war der Liebling aller.“ Selbst der oberste Chef des Betriebs, Dr. Günther Drilling, liebte das Tier und fuhr so manches Mal in einer kleinen Kutsche, die Juppi brav hinter sich her zog, über den Hof.
Ein Döneken, das Weitz nie vergessen wird: Wie er einem Schwein per Mund zu Mund Beatmung das Leben rettete. Auf dem Schlachthof waren zwei Ferkelchen, die auf der Beecker Kirmes bei einer Versteigerung übrig geblieben waren, zum Verwursten angeliefert worden. Eines hatte den Transport nicht überlebt, das andere aber rettete Weitz mit beherzten Luftstößen. Dann ließ er es aufpäppeln. um es anschließend zu schlachten. Wenige Tage später, Weitz feierte seinen Geburtstag, tauchte ein Mann vom Rechtsamt auf. Der aber wollte nicht nur gratulieren. Er habe eine „sehr unangenehme Sache zu bereden“, stellte er bedeutungsvoll in den Raum. Um Weitz dann zu eröffnen: Ihm sei zu Ohren gekommen, dass Weitz, der das Tier für sich privat habe schlachten lassen, die Schlachtgebühr von sechs Mark nicht bezahlt habe. Das werde ein Nachspiel haben. Hatte es aber nicht: Denn Weitz zog lächelnd einen Brief von OB Krings hervor, in dem der für den Verkaufserlös von 150 Mark zugunsten der Aktion Sorgenkind dankte.
Geschichten, die das Leben schrieb. Aber dieses Kapitel ist nun für immer zu Ende.