Duisburg-Hamborn. . Der Kaiser der Franzosen, verursachte vor 200 Jahren große Aufruhr im damaligen „Großherzogtum Berg“, einem Marionettenstaat von Frankreichs Gnaden
Tage vorher ergriff die Hamborner Bürger und Geschäftsleute regeste Geschäftigkeit: Sträucher und Bäume wurden gestutzt, alle Hecken in der 1811 noch selbstständigen Stadt am Rhein auf exakt vier Fuß Höhe gebracht, die Weseler Straße – damals eigentlich Königlich Preußische Weseler Landstraße und von den Franzosen in Provinzialstraße umbenannt – wurde mit feinem, hellen Sand überzogen und die Häuser in den Farben der Trikolore geschmückt.
Die Bürgerschaft ließ sich Kleider schneidern, Zuckerbäcker arbeiteten mit Hochdruck und Schulkinder lernten Loblieder auf den mächtigsten Mann der Welt.
Der Kaiser der Franzosen, verursachte vor 200 Jahren große Aufruhr im damaligen „Großherzogtum Berg“, einem Marionettenstaat von Frankreichs Gnaden: Napoleon Bonaparte hatte sich angekündigt, von Wesel nach Düsseldorf zu reisen und Hamborn dabei einen Besuch abzustatten.
Es war ein Samstag, der damalige 2. November, an dem der große Feldherr gegen 9 Uhr Hamborner Boden betrat, sagt der Hamborner Geschichts- und Geschichtenkenner Hans Lembeck. Besser beritt, denn Napoleon Bonaparte, samt Stab und Gardesoldaten, reiste zu Pferde. Ziemlich enttäuscht, sagt Lembeck, seien viele der zahlreichen Schaulustigen gewesen, als sie den legendären Bonaparte, Bezwinger von Preußen und Österreich, Niederwerfer Europas, aus der Nähe sahen. Ein kleines, recht feistes Männlein mit erstaunlich großer Nase ritt da im legendären blauen Marschallsrock an den Honoratioren vorbei, die den Kaiser in Anbetracht der schneidigen Generäle und Kürassiere in seiner Begleitung fast übersehen hätten. Nervös, sagten Zeitzeugen, sei der Kaiser gewesen.
Er traute dem preußischen Frieden nicht so recht, fürchtete sich vor Heckenschützen und Schmährufen, die er – wie überliefert ist – doch immer sehr persönlich nahm.
Die Hamborner allerdings, hatten an jenem Tage weder Gewehrkugeln noch Beschimpfungen für Bonaparte vorbereitet. es gab Geschenke, die der 1,65-Meter kleine Korse gern entgegennahm. Im Gegenzug streichelten er und sein enger Vertrauter Marschall Alexandre Barthier die Häupter einiger Hamborner Bürgerkinder. Von Neumühl ging es Richtung Aakerfähre, wo über die Ruhr übergesetzt werden sollte. Bonaparte, als genialer Kriegsherr ein großer Freund von Karten und Geländebeschreibungen, kam mit seinem Tross allerdings erst an der Emscher vorbei.
„Seht her“, soll er gerufen haben, „nun sind wir an der Ruhr!“ Daraufhin lobte er vor seinen Leute die strategische Bedeutung jener Ruhr, bis einer seiner Offiziere sich erdreistet haben soll, den Kaiser zu korrigieren. „Dies meine Herren“, soll Napoleon missliebig in Richtung des Offiziers entgegnet haben, „ist und bleibt die Ruhr!“
Am frühen Vormittag, jedenfalls, traf Bonaparte dann in Duisburg auf Vertreter von Politik, Geistlichkeit und Universität, bevor er nach Düsseldorf weiter zog, das er am späten Nachmittag erreichte. Dort erwartete ihn sein Schwager Joachim Murat, Großherzog und Großadmiral von Frankreich.
Es blieb Bonapartes einziges Gastspiel in Hamborn. Zwei Jahre später, nach der Leipziger Völkerschlacht, holte Bonaparte und seine Mitstreiter das Schicksal ein, das sie zeitlebens herausgefordert hatten.