Jan Stapelmann hat den rechten der beiden Türme an der Friedrich-Ebert-Brücke der Stadt abgekauft. Sein Plan: In der obersten Etage will er selbst einziehen, die übrigen fünf Stockwerke sollen von Anwälten und Ärzten genutzt werden.
Die einzigartige Rheinsicht auf der einen, der Blick nach Ruhrort auf der anderen Seite. Und ein bisschen Industriekulisse des Thyssen-Werks ist auch noch dabei. Jan Stapelmann wusste schon ganz genau, warum er ausgerechnet dieses Gebäude zu seiner neuen Heimat machen will. Keine Frage, die Brückentürme an der Friedrich-Ebert-Brücke haben einen besonderen Reiz.
Den rechten der beiden imposanten Bauwerke kaufte der 34-Jährige jetzt der Stadt ab. „Es tut einem weh, wenn so ein Gebäude ungenutzt ist”, sagt Stapelmann, der selbst in der Baubranche tätig ist. Seit 2005 steht der über einhundert Jahre alte Turm leer.
Einen durchaus robusten Eindruck macht der massive Steinbau, zumindest auf den ersten Blick. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch der wahre Zustand des denkmalgeschützten Turms. Eingefallene, durch einfache Holzplatten abgedeckte Fenster. Eine rostige, quietschende Eisentür, die den Eingang provisorisch verschließt. Noch beängstigender sieht es im Innern aus, wo sich gerade eine Spezialfirma um die Entfernung des Taubenkots kümmert. Kein Ort, der zum Wohnen einlädt. Jedenfalls noch nicht.
Denn die Ziele von Jan Stapelmann sind ehrgeizig. Innerhalb von wenigen Monaten möchte der gebürtige Homberger den Brückenturm auf Vordermann bringen. Sein Plan: Die Räume im obersten Stockwerk will er selbst beziehen. Die übrigen fünf Etagen will er vermieten – an Anwälte, Ärzte, Freiberufler.
Bis es so weit ist, muss freilich noch einiges passieren. Stapelmann: „Es gibt keinen Strom, kein Gas, kein Wasser, kein Abwasser.” Das einzige, was in Ordnung sei, sei die Bausubstanz. Das alles soll sich allerdings recht schnell ändern. Ein Fahrstuhl soll das Haus unter anderem erhalten, und draußen sollen Pkw-Stellflächen angelegt werden. „Es ist halt eine Herausforderung. Aber ich freue mich darauf.” Wenn alles optimal läuft, will Stapelmann sogar schon zum Ende des Jahres einziehen. „Vielleicht klappt es auch erst zum ersten Quartal des nächsten Jahres”, sagt er gleich dazu.
Um für die nur 54 Quadratmeter großen Wohn- bzw. Nutzflächen entsprechende Mieter zu finden, hat sich Stapelmann den Immobilienmakler Josef Rothes mit ins Boot geholt. Der muss zugeben: „Es ist schon das Außergewöhnlichste und Unkonventionellste, was wir im Moment vermarkten.” Man müsse für den Turm einfach Mieter finden, die den richtigen Schnief dazu haben.
„Büroflächen gibt es ja wie Sand am Meer”, sagt Rothes, „aber in so einem Turm sitzt eben nicht jeder.” Deshalb spreche er die Kunden bei diesem Objekt auch etwas ungewöhnlicher an.
Die Gebag, das Immobilienunternehmen der Stadt, ist jedenfalls zufrieden, einen ambitionierten Käufer für den historischen Bau gefunden zu haben. „Es ging uns nicht nur darum, einfach zu verkaufen”, betont Vorstandsmitglied Marianne Wolf-Kröger. „Wir sind daran interessiert, dass der Neueigentümer das Gebäude gut instand setzt.” Schließlich sei der Brückenturm ein Wahrzeichen von Duisburg.
Der Turm auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich nach wie vor im Besitz der Stadt. Doch auch hier hofft die Gebag, bald einen Käufer zu finden. Und der heißt im Idealfall: Jan Stapelmann.