Duisburg-Hamborn. . Drunter und Drüber – der Name der Laienspielgruppe, die am Sonnabend im Hamborner Ratskeller auftrat, ist nicht nur zutreffend, sondern auch Programm.

Drunter und Drüber – der Name der Laienspielgruppe, die am Sonnabend im Hamborner Ratskeller auftrat, ist nicht nur zutreffend, sondern auch Programm. Denn als das achtköpfige Ensemble vor rund 200 Zuschauern die unterhaltsame Psycho-Komödie „Macke, Macke“ des französischen Autors Laurent Baffie aufführte, ging es zwei kurzweilige Stunden lang drunter und drüber. Auf der Bühne und im Saal…

In „Macke, Macke“, einer deutschen Uraufführung, dienen Psychosen Neurosen, und Zwänge, die in unserer Gesellschaft durchaus verbreitet sind, als Lachnummern. Andererseits informiert Autor Baffie das Publikum ganz nebenbei über die typischen Symptome, weckt auch Verständnis . Das ist verdienstvoll: Denn in einer Zeit, wo fast nichts mehr tabu ist, sind psychische Erkrankungen das letzte Tabu dieser Gesellschaft. Dabei zeigt das Stück ganz klar: Es kann jeden treffen.

In diesem Sinne wirkten die sechs Patienten auf das Publikum sympathisch, die im Wartezimmer auf die Ankunft des Star-Psychotherapeuten Dr. Stern warten. Der Mediziner wird auf dem Weg zu seiner Praxis aufgehalten, der Flieger hat Verspätung. So bleibt jede Menge Zeit, sich und seine spezielle Macke vorzustellen und kennenzulernen.

Da ist Rentner Fred (Holger Miersch), mit 70 der Älteste von allen, der am Gilles-de- la-Tourette-Syndrom leidet, dauernd plötzlich obszöne Flüche ausstößt, was die gläubige Marie entsetzt. Marie ihrerseits wird von einem Kontrollzwang gepeinigt, fragt sich immer besorgt, ob sie denn auch in ihrer Wohnung Gas, Wasser und Licht abgestellt hat. Zu Gast im Wartezimmer ist auch die schüchterne Lili (Heike Ciesinski), die alles zweimal sagen muss, selbst Doppelwörter wie „Baden-Baden“ oder „Bora-Bora“.

Das findet nur einer interessant, Bob (Thomas Fuchs), der sich für die Symmetrie, also auch für Wiederholungen, begeistert. Dafür leidet der junge Mann aber darunter, dass er bestimmte Linien auf dem Boden nicht überschreiten kann und will. Als er z.B. das Wartezimmer betritt, muss Bob die Linien zwischen den Fliesen auf dem Boden erst einmal mit Zeitungen abdecken. Dann geht es. Schließlich gibt es da noch Valerie (Silke Jurk), die zwanghaft alles zählen und ausrechnen muss. Angenehm ist das Leben leider auch nicht für Blanche (Angelika Farago), die sich an allen Ecken und Enden vor Bakterien, Viren und Pilzen fürchtet und dauernd auf die Toilette läuft, um sich die Hände zu waschen. Was bei Normalos eine durchaus sinnvolle Maßnahme ist, gerät bei Blanche zur Qual.

Die unterschiedlichen Psychosen und Neurosen ergeben einen bunten Strauß der Merkwürdigkeiten, die für Spannung und eine explosive Stimmung sorgen, die sich temporeich und komisch entladen. Natürlich sind sich alle einig, dass man die Macken der anderen akzeptieren mus. Erst vertreiben sich die sechs Patienten die Zeit mit Monopoly“. Schließlich entscheiden sie sich, mit der Therapie ohne den Arzt zu beginnen. Doch das ist nichts, was die Nerven beruhigt... Nun wird es noch turbulenter im Wartezimmer.