In einem Ei schon den Vogel zu sehen, das versuchte Pfarrerin Birgit Brügge-Lauterjung am Montagabend bei ihrem Besuch bei der EAB (Evangelische Arbeitnehmer Bewegung) im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Die Vogel-Metapher entstammte aus dem Gemälde „La clairevoyance“ des surrealistischen Künstlers René Magritte, das sie mitgebracht hatte. Das Bild zeigt einen Künstler, der an einer Staffelei sitzt und einen Vogel zeichnet, während er als Vorlage nur ein Ei benutzt.

Das „Ei“, über das Brügge-Lauterjung in ihrem Vortrag sprach, ist die Bonhoeffer-Gemeinde Marxloh-Obermarxloh samt der aktuellen Pläne zur Umstrukturierung. Unter dem Titel „Bonhoeffer 2015“ stellte die Pfarrerin „die Pläne zur gemeindekonzeptionellen Umstrukturierung“ vor und beantwortete die Fragen der Anwesenden.

Noch 1985 hatte die Gemeinde Obermarxloh allein 8000 Mitglieder. Vor rund vier Jahren fusionierten die Kirchengemeinden Marxloh und Obermarxloh und wurden dadurch zu einer Großgemeinde mit insgesamt 8000 Mitgliedern, unter dem neuen Namen „Evangelische Bonhoeffer-Gemeinde Marxloh-Obermarxloh“.

Der auf dem Papier bestehende Zusammenschluss ist aber bis heute nicht hundertprozentig in der praktischen Arbeit angekommen. „Es wird sicher noch eine Generation dauern, bis das Wir und Ihr kein Thema mehr ist“, gestand Brügge-Lauterjung offen. Das soll nicht bedeuten, dass nicht daran gearbeitet wird, als Gemeinde zusammen zu wachsen. Ein großer Schritt auf diesem Weg ist die neue Gemeindekonzeption.

Zur Zeit gehören zu der Großgemeinde, neben einigen Wohnhäusern, zwei Kirchen, zwei Kindergärten, ein Gemeindehaus und das Begegnungs- und Beratungszentrum an der Hermannstraße. Vernachlässigt sind dabei schon das Ernst-Lohmeyer-Haus und das Fritz-Woike-Haus, die zwar noch der Gemeinde gehören, aber nicht mehr genutzt werden und zum Verkauf stehen.

Seit Oktober 2010 arbeitet eine sechsköpfige Arbeitsgruppe an einer Konzeption für eine „Umstrukturierung vor dem Hintergrund aktueller und mittelfristiger Herausforderungen“, wie Birgit Brügge-Lauterjung in ihrem Vortrag erklärte. Die angesprochenen Herausforderungen betreffen vor allem den Schwund an Gemeindemitgliedern und die damit verbundenen finanziellen Schwierigkeiten. Vor diesem Hintergrund scheint eine Verkleinerung der Gemeinde unumgänglich. Der Plan „Bonhoeffer 2015“ gibt der Idee ein Gesicht.

Erhalten werden sollen die Lutherkirche und die Kreuzeskirche als Predigtstätten mit neuem Profil. Dafür sollen das Dietrich-Bonhoeffer-Haus und der Kindergarten an der Schlachtofstraße sowie der Kindergarten und die Begegnungstätte an der Hermannstraße verkauft werden. Als Ersatz für die beiden Kindergärten soll an der Lutherkirche, Wittenberger Straße 15, ein neuer Kindergarten gebaut werden, der ebenfalls als Familienzentrum geplant ist. Das BBZ soll zur Kreuzeskirche, beziehungsweise in die gegenüberliegenden Räumlichkeiten auf der Karl-Marx-Straße umziehen.

Insgesamt wurde das Konzept von den Mitgliedern des EAB positiv aufgenommen, manchen ging die Verkleinerung gar nicht weit genug. Die Frage, ob man nicht vielleicht auch nur eine Kirche behalten sollte, stand im Raum, doch welche das dann sein sollte, wollte keiner entscheiden.