Duisburg. .
Im Politischen Nachtgebet wurde dieses Mal über den Versuch von Thyssen Krupp berichtet, im US-Werk Gewerkschaften zu verhindern.
In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 ist das Recht auf Vereinigungsfreiheit von Arbeitnehmern festgelegt, das Recht, Gewerkschaften zu gründen und Tarifverhandlungen zu führen. Deutsche Großkonzerne erkennen offiziell Arbeitnehmerrechte an, auch die Thyssen Krupp Steel AG (TKS). Doch im Dezember 2010 eingeweihten Stahlwerk in Calvert im US-Bundesstaat Alabama versucht TKS offenbar, die Zulassung einer Gewerkschaft zu verhindern, kritisierten Wilhelm Segerath, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Thyssen Steel Europe und Mitglied des IG Metall-Vorstands und Markus Grolms, Konzernbeauftragter der IG Metall beim Politischen Nachtgebet in der Kreuzeskirche in Marxloh.
Einerseits ist die millionenschwere Investition ein Segen für die strukturschwache Region Calvert im Süden der USA mit rund 18 Prozent Arbeitslosigkeit. Auch der Gesamtbetriebsrat habe der Investition als Vorwärtsstrategie zur Stabilisierung deutscher Standorte zugestimmt, räumte Wilhelm Segerath ein. Aber bei der Entscheidung für das Werk habe man auch Wert auf hohe soziale Standards gelegt. Doch genau hier liegt der Knackpunkt für die Gewerkschafter. Denn in US-Unternehmen haben Arbeitnehmer weit weniger Rechte als ihre deutschen Kollegen. Anders als in Deutschland gibt es in den USA kein Betriebsverfassungsgesetz, also auch keine Betriebsräte. Dafür gibt es im US-Recht die „50 Prozent plus 1-Regelung“: Nur wenn 50 Prozent der Belegschaft plus ein Arbeitnehmer in einem Unternehmen für eine Gewerkschaft stimmen, wird diese Gewerkschaft zugelassen, hörten die rund 100 Besucher in der Kreuzeskirche - und staunten.
Im Dezember stimmen die Mitarbeiter des Stahlwerks in Alabama über die Zulassung der Gewerkschaft „United Steel Workers“ ab. Doch im Vorfeld versuche TKS offenbar, Druck auszuüben, so die IG-Metaller Segerath und Grolms. So berichtete Grolms vom Einsatz so genannter „Union Busters“ im TKS-Werk Alabama. Grolms, der vor Ort recherchierte: „Die Union Busters versuchen in verpflichtenden Gesprächen im Betrieb, die Arbeitnehmer davon abzuhalten, für die Gewerkschaft zu stimmen oder in sie einzutreten. Dabei kam es oft zu Einschüchterungen. Die Union Busters machen die Gewerkschaften madig, drohen, das Werk werde schließen, wenn die Gewerkschaft zugelassen werde.“
Bei den Besuchern des Nachtgebets stieß das Verhalten von TKS in den USA auf großes Unverständnis. Ein Teilnehmer brachte es auf den Punkt: „TKS gilt bei uns doch als beliebter Arbeitgeber mit hohen sozialen Standards. Warum gelten die nicht auch in den USA?“