Duisburg-Walsum. .
Eine europaweit einzigartige Gesundheitseinrichtung arbeitet still und leise in Walsum. Und das bereits seit fünf Jahren. Menschen aus Nah und Fern kommen dort hin, und zwar im Auftrag der Berufsgenossenschaft (BG).
Die Besucher bleiben meistens vier bis sechs Wochen, haben anstrengende Leidenswege hinter sich. Sie haben Berufsunfälle erlitten, mussten oft lange im Krankenhaus behandelt werden und sind nun berufsunfähig.
In dieser Einrichtung werden sie wieder fit gemacht. Fit für den Berufsalltag. „Das gelingt uns in 70 Prozent der Fälle“, sagt Manfred Pontkees-Seide, Geschäftsführer des „Berufsorientierten Rehabilitations-Centers“ (BOR).
Betritt man die Halle, in der auf zwei Ebenen rund 3200 Quadratmeter „Arbeitsfläche“ zur Verfügung stehen, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Im Eingang wird man wie in einem Hotel oder einer Nobel-Fitness-Anlage begrüßt - und fühlt sich gleich wohl. Viel Licht, angenehme Farben, Gemälde an den Wänden, feine Bodenbeläge - scheinbar Luxus pur. „Nein“, sagt Manfred Pontkees-Seide entschieden, das sei kein Luxus. Ein schönes Ambiente sei nötig, damit die Menschen genesen können. „Sterile Krankenhausatmosphäre“ hätten die meisten lange genug aushalten müssen. Doch jetzt, wenn sie in die Reha kommen, sollen sie auch seelisch wieder genesen, sollen Mut fassen und wieder arbeitsfähig werden wollen. Vier Mio. Euro hat der Wahl-Overbrucher an der Heerstraße investiert, nur ein paar Meter von der Dinslakener Grenze entfernt. Und er hat große Pläne: Weitere 15 bis 16 Mio. Euro will er in den nächsten Jahren in die Erweiterung der Anlage nebenan stecken. Die Pläne sind fertig, die Bezirkspolitik ist begeistert, wie auch Bezirksamtschef Reinhold Mettlen. Alle hoffen, dass der Unternehmer schon ab 2012 seine Visionen nach und nach umsetzt. Er will weitere Therapieräume bauen - und eventuell ein Hotel. Denn zwei Drittel seiner Patienten kommen aus der Ferne, müssen also in der Nachbarschaft untergebracht werden. Bis jetzt sind ständig rund 30 Personen in Voerde einquartiert und müssen per Shuttle-Bus transportiert werden. „Das könnte man bequemer haben“, sagt Pontkees-Seide augenzwinkernd.
Rund 50 BG-Patienten werden an fünf Tagen in der Woche in seiner Einrichtung behandelt, bzw. behandeln sich selbst: An speziellen, computergesteuerten Fitness-Geräten, aber auch in Berufsalltags-Situationen. Bei BOR geht es nicht nur darum, erschlaffte Muskeln wieder stark zu machen und unbewegliche Gelenke zu lockern. Nein, dort geht es darum, die Menschen wieder auf den Job vorzubereiten. Das heißt z.B., dem Lastwagenfahrer nach einer schweren Armverletzung wieder das Lenken eines Brummis beizubringen. Dem Dachdecker, der aus zehn Metern Höhe abgestürzt ist, die Angst zu nehmen, wieder in luftige Höhen zu klettern. Oder dem Trockenbauer, der Probleme in den Schultern und im Nacken hat, zu vermitteln, wie er „gesund“ über Kopf Gipsplatten anschrauben kann. Deshalb gibt es in der Gesundheitseinrichtung neben den klassischen Behandlungsräumen (für Massagen, Fango etc.) und Fitnesssälen (mit Kraftmaschinen und Bodenturngeräten) auch „Arbeitsräume“. Wie im echten Leben wird dort trainiert. Der Anstreicher schwingt den Pinsel, der Dachdecker hangelt sich mit Pfannen in der Hand in zweiter Etage auf Holzbalken entlang, der Elektriker zieht Strippen und der Pflasterer hantiert kniend mit dicken Steinen - um einige Beispiele zu nennen.
„Wir platzen aus allen Nähten“, sagt Pontkees-Seide, deshalb seine Erweiterungspläne. Was ihm und der Unfallklinik Duisburg, mit der er eng zusammenarbeitet, aber ganz wichtig ist: „Wir müssen unsere Qualität halten.“ Das heißt: Wachsen, aber mit Maß.