Duisburg-Meiderich.. Eine ganze Woche lang leben und arbeiten Nachwuchs-Künstler in der Jugendherberge Meiderich und erstellen im Landschaftspark ihren eigenen Kurzfilm.

Sina, Clara und Paula sitzen mit dreckverschmierten Gesichtern auf den Gleisen und hantieren mit Sägen und Kabeln herum. Als Ann-Kathrin und Annie vorbeikommen und die drei Mädels entdecken, wissen sie sofort, was diese im Schilde führen.

Sie rennen los, um sie aufzuhalten. Aber bevor sie bei ihnen ankommen, werden sie bemerkt. Die drei Mädchen lassen ihr Werkzeug fallen und verschwinden in den nahe gelegenen Büschen.

„Cut“, schreit Regisseur Fabian, „okay, die Szene ist im Kasten. Das war gut“, lobt er seine Darstellerinnen. Was auf den ersten Blick anmutete wie ein Streit zwischen zwei Mädchengangs, entpuppt sich erst beim zweiten Hinsehen als Filmdreh. Denn die Kamera steht hinter Büschen versteckt, abseits der Szene, vom Parkplatz des Landschaftsparks Nord aus nicht zu entdecken.

Bei diesem Film sind nicht nur die Schauspieler Kinder, sondern das gesamte Produktionsteam. Cennet von der Requisite ist mit 15 die Älteste im Team, der zehnjährige Andre von der Aufnahmeleitung der Jüngste.Sie machen beim Filmcamp der Film- und Medienakademie für Kinder und Jugendliche (FMKJ) mit, die eine einwöchige Ferienfreizeit im Landschaftspark anbietet.

Während Fabian, Tontechniker Marius und Kamerafrau Katharina die letzte Einstellung besprechen, kontrolliert Maskenbildnerin Louise (13) das Make-Up der Darstellerinnen. „Ich will später mal Make-Up-Artist werden“, sagt sie.

Eine ganze Woche lang leben und arbeiten die Nachwuchs-Künstler in der Jugendherberge Meiderich und erstellen ihren eigenen Kurzfilm. Unter der Leitung von Projektleiter Frank Hellmich übernehmen die 30 Teilnehmer alle Aufgaben selbst: Drehbuch, Musik, Schauspiel, Regie, Aufnahmeleitung, Requisite, Kostüm, Maske, Ton und Kamera. „Die Kinder bekommen am ersten Tag eine kurze Einführung. Sie laufen einmal über das Gelände, um sich mögliche Drehorte anzugucken“, sagt Helmich, „sie erfahren, wie man eine Kamera bedient, wie ein Schwenk funktioniert.“ Die Kinder, sagt er weiter, bekämen eben einen kleinen Überblick auf das, was sie in der Welt des Films erwarte.

Das Kölner Unternehmen veranstaltet bereits seit 2004 das Filmcamp in der Jugendherberge Meiderich am Landschaftspark. Sozialkritisch und spannend sind die Filme, welche die Kinder unter professioneller Aufsicht schaffen. Dieses Jahr haben sich die Nachwuchs-Künstler eine spannende Story über Kinderarbeit und Kupferdiebstahl in Deutschland ausgedacht.

Jedes Kind sucht sich seine Aufgabe am Dreh selbst aus. Ob die Kinder zusätzlich noch schauspielern wollen, ist ihnen selbst überlassen. Die Regie- und Produktionsleitung castet die potenziellen Schauspieler und teilt die Rollen zu.

Falls es mehr Schauspieler als vorgesehene Figuren gibt, wird das Skript umgearbeitet. Schließlich haben die Kinder das Skript selbst erarbeitet, da fällt es nicht schwer, eine weitere Figur hineinzuschreiben. Saskia (11) hat sich für die Regieführung entschieden. „Regie ist eine große Aufgabe, da hat man kaum Zeit für etwas anderes, wie spielen.“ Sie muss die Aufnahmen managen, kontrollieren, ob alle Requisiten da sind, die Kamera läuft, der Ton da ist, und sie sorgt für Ruhe im Team während der Aufnahme.

Im Keller der Jugendherberge dreht in der Zwischenzeit ein zweites Team eine andere Szene. Dennis (12) sorgt hier für den richtigen Ton. Er ist bereits zum zweiten beim Filmcamp dabei. Im vorigen Jahr wollte er eigentlich die Requisite übernehmen, aber weil niemand die Tontechnik übernehmen wollte, wurde ihm die Aufgabe übertragen. „Tonmann ist doch besser“, sagt er heute Jahr, und hat sich diesmal freiwillig für den Job gemeldet. „Aber es ist anstrengend. Man muss darauf achten, dass die Tonampel nicht im Bild ist, dass das Richtmikrofon auf die Schauspieler gerichtet ist. Und vom vielen Stehen tun die Arme und Beine weh, weil man das Mikro manchmal auch ganz hoch halten muss.“

Louise von der Maske hat es eigentlich ihrem Cousin Yannis (12) zu verdanken, dass sie bei der Ferienfreizeit mitmacht.

Denn er will großer Schauspieler in Hollywood werden und hat sich zuerst für das Filmcamp angemeldet. Louise hat es ihm nachgemacht und sich auch angemeldet. Das Camp hat ihre Einstellung zu Filmen seither verändert. „ Ich achte jetzt viel anders auf Filme, weil ich weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt.“ Neue Freunde und gute Erfahrungen nimmt sie auch mit nach Hause. Und ihren Wunsch, Make-Up-Artist zu werden, hat sie während der anstrengenden Woche auch nicht geändert.