Duisburg-Bruckhausen. . Sollten Jörg Kernchen und Klaus Gräfe, die gemeinsam mit elf Kameradinnen und Kameraden die Löschgruppe 203 bilden, bis Ende September nicht fünf weitere Feuerwehr-Enthusiasten finden, die sich für den Dienst am Mitmenschen begeistern können, wird die „203“ dicht gemacht.
Zehn Jahre nachdem August Thyssen 1889 nahe der Bauernsiedlung Bruckhausen Land erworben hatte um Platz für sein Walzwerk zu schaffen, wurde die Freiwillige Feuerwehr Bruckhausen gegründet.
Was war das wohl für eine Dynamik, die anno 1899 in Duisburg-Bruckhausen vorherrschte? Aufbruch zu neuen Ufern, Industrialisierung, Innovation. Sprich: Das Gegenteil von Bruckhausen 2011.
Denn heute steht die traditionsreiche Löschgruppe 203 auf der Kippe. Sollten Jörg Kernchen und Klaus Gräfe, die gemeinsam mit elf Kameradinnen und Kameraden die Löschgruppe 203 bilden, bis Ende September nicht fünf weitere Feuerwehr-Enthusiasten finden, die sich für den Dienst am Mitmenschen begeistern können, wird die „203“ dicht gemacht. Die Brandbekämpfer, so die Stadt, sollten sich doch bitte einer anderen Gruppe anschließen.
Soweit soll es nicht kommen – da sind sich die engagierten freiwilligen Feuerwehrleute einig. Brandmeister Jörg Kernchen (42), etwa, ist seit 16 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr, kann und will sich einen Dienst außerhalb „seiner 203“ gar nicht vorstellen: „Ganz klar, das ist Herzenssache, Leidenschaft, tolle Kameradschaft. Es lohnt sich, mitzumachen.“
Der Gruppenführer der „203“ hat seine Frau Kareola mittlerweile auch angesteckt mit dem Brandbekämpfer-Virus, auch sie ist mit ganz viel Herz dabei: „Wir hoffen jetzt, dass sich sich nun noch viele, viele nette Leute melden, die bei uns mitmachen wollen.“
Nettigkeit alleine ist freilich kein erschöpfendes Kriterium für die Mitarbeit in der „203“. Interessenten sollten zwischen 18 und 60 Jahren alt sein, sportlich, Herausforderungen lieben und ein einwandfreies Führungszeugnis vorzuweisen haben. Lohn gibt es keinen – bis auf Klasse-Kameradschaft und die Gewissheit, wahrlich Gutes zu tun. Außerdem, sagt Kernchen, würden die Freiwilligen Feuerwehrleute in der Stadt gebraucht – dringend: „Wir hatten im abgelaufenen Jahr 90 Einsätze.“
Schwere Stunden erlebten Jörg Kernchen und seine Gruppe bei der Loveparade-Katastrophe, wo sie – wie hunderte anderer Helfer – viele, viele Stunden ohne Pause Verletzte versorgten, Leben retteten, Hoffnung gaben. Fast überall, wo es in den vergangenen Jahren in Duisburg brandmäßig hoch her ging, waren die (zwei) Frauen und (elf) Männer der Löschgruppe 203 im Einsatz.
Beim Großbrand auf dem Großmarkt, beim Brand einer Schrottinsel 2010, beim Schrottplatzbrand auf dem Gelände der Firma Busch in Kaßlerfeld oder auch beim Brand auf dem Silo direkt neben dem Museum Küppersmühle – der Bruckhausener Zug war immer vor Ort. leistete wichtige Arbeit. Auch im Ortsteil Bruckhausen selbst gebe es im Vergleich zu früher eher mehr als weniger zu tun, sagt Kernchen: „Wenn man sieht, wer früher in Bruckhausen lebte und wer heute die Klientel ist – da gibt es teilweise schon einen anderen Umgang mit offenem Feuer.“ Die Brandbekämpfung, sagt Kernchen, sei ohnehin nur ein Teilaspekt der Arbeit: „Auch für die Karnevals-, Kultur- und Sportvereine sind wir ein wichtiger Partner.“
Interesse, die Löschgruppe 203 kennen zu lernen? Info unter 0177 / 4550523 (KLaus Gräfe) oder 0176 / 48105227 (Jörg Kernchen).