Duisburg-Bruckhausen. .

Mehmet Yildirim (57) hat die Grüngürtel-Pläne für Bruckhausen immer begrüßt. Je näher der Bau rückt, desto größer werden aber seine Zweifel. „Denn es muss dem Stadtteil auch etwas bringen“, sagt er.

Yildirim kennt die Entwicklung Bruckhausens seit 40 Jahren, den schleichenden Verfall, weil keiner mehr investierte. Fast 22 Jahre arbeitete er auf der Thyssen-Hütte in Wechselschicht. 1993 nahm er die Abfindung an, wagte direkt gegenüber von Tor 1 den Sprung in die Selbstständigkeit - mit dem „Cafe´-Bistro Tor 1“.

„Mittlerweile“, sagt er, „gehören die meisten Häuser der Generation der Erben“. Sie aber wohnten irgendwo im Grünen „und stecken keinen Cent mehr in die Objekte.“ Er selbst handelte anders, erwarb 2003 das Haus Kaiser-Wilhelm-Straße 86 (Baujahr 1930) und modernisierte es. Zwar klappte die Vermietung von Zimmern an auswärtige Monteure nicht lange. „Die Autoaufbrüche nahmen so zu“, sagt er. Immerhin sind aber zwei Drittel der Wohnungen heute möbliert vermietet. Und im Erdgeschoss betreibt Yildirim sein modernes Bistro. Da konnte er anfangs nur begrüßen, dass Bruckhausen von Grund auf saniert werden soll. „Aber je näher der Bau rückt, desto weniger wurden die Bedürfnisse der Menschen vor Ort berücksichtigt“, kritisiert er.

Der Gastronom führt dafür gleich mehrere Beispiele ins Feld: Seit fast zehn Jahren, erzählt er, sei die Kokerei von Thyssen stillgelegt. Dass dort neue Industrieanlagen geplant sind, wäre ihm neu. „Warum“, so fragt er, „wird zum Schutz Bruckhausens vor den Umweltbelastungen der Hütte aus­gerechnet in Höhe des ehemaligen Kokerei-Geländes abgerissen?“ Die größte Luftbelastung spiele sich heute schließlich weiter nördlich, am Oxygenstahlwerk, ab. Genau gegenüber liegen sein Haus und ein Nachbarhaus. Sämtliche Gebäude entlang der Kaiser-Wilhelm-Straße sol­len nach den Plänen abgerissen werden - nur nicht diese beiden. Zusammen mit der Nordseite der Eilperhofstraße sollen sie erhalten bleiben - und das, obwohl sich bis auf einen alle Eigentümer der betroffenen Häuser 2007 mit dem Abriss einverstanden erklärt hätten.

Die Begründung der Stadt lautet: Einerseits müsse in großem Stil abgerissen werden. „Andererseits muss die Struktur des neuen Ortskerns in einer Dimension erhalten bleiben, die gleichzeitig die Stabilisierung der wohnungswirtschaftlichen Situation und eine Perspektive bezüglich der Wohn- und Lebensverhältnisse im verbleibenden Ortsteil garantiert.“ Mehmet Yildirim fragt sich nur, was er mit dem neuen Ortskern an Heinrich- und Wilhelmplatz zu tun hat. „Wir sind doch Kaiser-Wilhelm-Straße.“

Überhaupt vermisst der Kaufmann, dass auch Rücksicht auf die Existenzsorgen der wenigen Selbstständigen im Ortsteil genommen wird. So hatte er bei der Beratung der Sanierungssatzung vor 2007 angeregt, eine kleine Gewerbezeile direkt an der Kaiser-Wilhelm-Straße vorzusehen - für ein Reisebüro, eine Wäscherei, einen Imbiss und sein Bistro. „Der Vorschlag wurde nicht aufgegriffen“, sagt er. Yildirim ist aber für seinen Umsatz auf die Nähe zum Tor 1 bzw. der TKS-Hauptverwaltung angewiesen.

Immerhin habe der Runde Tisch für Bruckhausen ähnliche Vorschläge gemacht, berichtet Yildirim. So habe er angeregt, beim Erhalt des Bistros auch eine Außengastronomie sowie längere Öffnungszeiten dafür zur Auflage zu machen.

Angesichts der öffentlichen Finanznöte wundert sich der Bistro-Besitzer auch, wie lok­ker bestimmte Gelder für Bruckhausen zu sitzen scheinen. „Erst Ende der 80er Jahre“, sagt er, „hat es im Ort neue Fahrbahnbeläge gegeben.“ Jetzt sind für Reinerstraße, Eilperhofstraße und Schulstraße erneut 565 000 € vorgesehen. Und ausgerechnet an der Eilperhofstraße, wo die drei Selbstständigen in ihren Altbauten verbleiben sollen, sollen auch die Parkplätze für ihre Kunden reduziert werden.“