Duisburg-Nord. .

„Ja, in Marxloh war früher was los“, sagt Hans-Joachim Meyer (66), Chef des heimatkundlichen Hamborner Verlages. Ihm geht es diesmal um Tanzlokale in Hamborn und Umgebung, wo damals richtig „die Post abging“.

„Man machte sich früher fein“, erinnert er sich an seine eigene Jugend in den 1960er Jahren. Es ging zum Einkaufsbummel, ins Kino - oder eben zum Tanzvergnügen. Und was es da an Angeboten gab, hat Meyer zusammengetragen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

„Damschen kannte jeder“, sagt er zu jenem Tanzlokal, dem vormaligen Westfälischen Hof an der Weseler Straße, in Marxloh. Er muss natürlich einschränken: „Jeder, der aus Hamborn stammt und heute mindestens 55 Jahre alt ist.“ Wo sich heute eine Spielothek befindet, hatten damals Hotel und Gaststätte ihren Sitz, vor dem Zweiten Weltkrieg von Josef Hellersberg geführt, später von Max Damschen. Eine Kapelle von zwei bis drei Mann habe da gespielt. „Damschen hat bis Mitte oder Ende der 70er Jahre existiert“, sagt Meyer.

Schön eingerichtet sei der „Hansa-Krug“ an der Weseler Straße Richtung Walsum gewesen, erinnert sich Meyer. Auch er war zuvor Gaststätte und ist heute kein Lokal mehr. „Eigentümer war die Dortmunder Hansa-Brauerei, daher der Name“, so der Verleger. Auch dort spielten nach 1945 kleinere Kapellen bis in die 70er Jahre.

Während bei Damschen und im Hansa-Krug Live-Musik geboten wurde, war das „Top Twenty“, Weseler Straße 121, ab Mitte der 60er Jahre hauptsächlich eine Diskothek. „Bis in die 80er Jahre fand dort noch der ,Ball der einsamen Herzen’ statt“ so Meyer weiter. Aber auch Sänger wie Frank Farian (später Produzent der „Rivers of Babylon“ von „Boney M.“) und Elke Best (eigentlich Elke Droßard aus Neumühl, bis heute verheiratet mit dem Schauspieler Christian Kohlund) gaben sich dort die Ehre. „Zur Zeit der Beat-Musik“, erinnert sich Meyer, „spielten Bands wie ,Atomics“, „The Rattles“ und „Starlights“.

Aus einer Kneipe ging das „Beuke“ an der Wiesenstraße in Marxloh hervor, das später „Kogge“ hieß. Von den 50er Jahren bis Ende der 70er Jahre wurde dort fetzige Musik für die Jugend von damals gespielt, anfangs live, später von Platten. „Heute ist das Haus tot. Die Rollos sind runter“, sagt Hans-Joachim Meyer.

Eine reine Diskothek sei dagegen der „Country Club“ an der Wiesenstraße gewesen. „Ein gutes Restaurant“, so Me­yer. Bis Anfang der 80er Jahre habe es bestanden. Heute befinde sich ein muslimisches Gebetshaus darin. Diskothek bedeutete freilich damals: „Man konnte sich noch in aller Ruhe unterhalten.“

Auch in Kneipen wurde getanzt, erinnert sich der Heimatkundler, so bei Rosendahl an der Weseler Straße oder im „Edelweiß“ an der Dahlstraße.

In Neumühl kann Meyer sich an zwei Tanzlokale erinnern: an die „Rote Mühle“ an der Halfmannstraße und die „Bibota-Bar“ an der Sterkrader Straße, die aber keine Bar, sondern ein richtiges Tanzlokal gewesen sei.

Besonders gepflegt ging es dagegen im „Handelshof“ an der Duisburger Straße in Alt-Hamborn, nahe dem Rathaus, zu, dem mit 600 Plätzen vermutlich größten Tanzlokal im Norden, das schon vor dem Krieg bestand. Üblich, berichtet Me­yer, seien damals bis zu 200 Plätze gewesen. Da habe es auf der Tanzfläche auch schon mal eng zugehen können. Der Vorteil in solchen „Pressluftschuppen“ sei aber gewesen, dass man mit seinem Mädel besonders eng habe tanzen können. Schwungvolle Musik wurde aber auch bei Hüttmann („Hüttenschenke“) an der Wittfelder Straße/Höhe Schäferstraße) gespielt.

Einfach sei dagegen eine so genannte „Nahkampfdiele“ an der Ecke Kaiser-Wilhelm-Straße/Dieselstraße in Bruckhausen gewesen, „dafür aber schum­merig“, so Meyer.