Duisburg-Walsum. . Sie hätten Angst, sagen die Stadt- und Verkehrsplaner, dass der geplante Umbau der L1 – früher B8 – in Walsum als Spielball bloßer parteipolitischer Interessen zerredet werde.

Seit dem Sommer 2007 existiert in Duisburg eine detaillierte „Anweisung für den Straßenbau“ deren Ziel erstens ein harmonisches, modernes und sauberes Straßenbild in der gesamten Stadt ist.

In einer Zeit, in der die Stadtautobahn de facto von den Ausläufern Dinslakens bis zur Düsseldorfer Stadtgrenze reicht, sollen innerhalb der Stadtteile auch keine weiteren vierspurigen „Rennstrecken“ entstehen, die ohnehin nie ausgelastet seien: „Ziel ist die menschengerechte Stadt. Wir wollen und müssen weg von der autogerechten Stadt“, sagt der Diplom-Ingenieur Hubert Becker, „dazu ist der Umbau der Walsumer B8 (heute L1, Anm. d. Verfassers) in Höhe des Friedrich-Ebert-Platzes ein guter und wichtiger Beitrag.“ Becker hat das Duisburger Straßenbau-Standardwerk federführend gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen vom Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement verfasst. Auch Arnold Dehnen hat mitgewirkt, der seinen Kollegen zum Ortstermin nach Walsum begleitet hat. Hier wollen Befürworter der Baumaßnahme, die sich mit ihren Argumenten in der öffentlichen Diskussion übergangen fühlten, noch einmal ihre Beweggründe darstellen.

Sie hätten Angst, sagen die Stadt- und Verkehrsplaner, dass der geplante Umbau in Walsum als Spielball bloßer parteipolitischer Interessen zerredet werde: „In erster Linie geht es hier darum, Walsum als Einheit zu sehen“, sagt Becker, „derzeit stellt es sich so dar, dass sich neben der B8 ein starker Geschäfts- und Diensthandelsbereich befindet und die andere Seite kämpfen muss.“ Dies werde man ändern, müsse man ändern: „Es geht in der Zielvorstellung darum, die verloren gegangene Chancengleichheit im Verkehrs wiederherzustellen. Mehr Raum für Fußgänger, mehr Raum für Radfahrer“, sagt Ingenieur Becker. Zumal niemand, der heutzutage mit dem Auto von Neudorf, Marxloh oder Fahrn nach Dinslaken wolle, auf die L1 angewiesen sei: „Dafür gibt es die Stadtautobahn.“

Die Mahner, sagen die Verkehrs-Vordenker der Kommune, müsse man sachlich überzeugen: „Es gibt in der Stadt attraktive Beispiele, die zeigen, dass es funktioniert: Der Hamborner Altmarkt, die City“, sagt Arnold Dehnen.

Die Angst der Gegner vor einem Verkehrschaos an der L1 bloße Einbildung?

„Natürlich nicht“, sagt Projekt-Befürworterin Ilonka Frese von der Walsumer SPD: „Natürlich müssen die Autofahrer umdenken und sich anpassen, speziell was Geschwindigkeit ihrer Fahrzeuge und Rücksichtnahme auf andere Verkehrsteilnehmer angeht.“

Einen Anpassungsprozess müssten nach so einem Umbau sowohl Fußgänger, als auch Pkw- und Radfahrer durchlaufen, sagen die Verkehrsplaner: „Schon nach relativ kurzer Zeit wird die Umgebung, werden die Shopping-Möglichkeiten und Lokale von allen Verkehrsteilnehmern viel besser wahrgenommen, als vorher“, sagt Dehnen: „Die Geschäftsleute werden sicher profitieren.“ Es sei übrigens nicht richtig, dass durch den Umbau die öffentlich geförderten Beschleunigungsmaßnahmen für Straßenbahn 903 in irgendeiner Weise betroffen seien: „Sind sie definitiv nicht“, sagt Ingenieur Becker.

In einem stimmen Befürworter und Gegner allerdings überein: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Projekt vor 2013 realisiert wird, ist trotz des politischen Willens gering. Dafür fehlt der Stadt das Geld.