Duisburg-Bruckhausen. . „Fotografieren ist für mich nicht Abbildung von Wirklichkeit sondern Schaffung von subjektiver Wahrnehmung“, sagt Fotokünstler Marc Siewior .
„Fotografieren ist für mich nicht Abbildung von Wirklichkeit sondern Schaffung von subjektiver Wahrnehmung“, sagt Fotokünstler Marc Siewior und fügt hinzu: „Diese geschaffene Wirklichkeit kann nicht kontrolliert werden, und ein jeder Betrachter hat seine eigene Wirklichkeitsdefinitionen, dessen was er dort sieht beziehungsweise zu sehen glaubt.“
Bei seiner Ausstellung „Aufbruch – Bruckhausen 2009-2011“, die im Kulturbunker Bruckhausen an der Dieselstraße eröffnet wurde, zeigt der Duisburger noch bis zum 17. Juni seine Sichtweise von dem Stadtteil. 2009 begann er aus einer Laune heraus Fotos von Häusern und interessanten Orten in Bruckhausen zu machen, weil ihn der Stadtteil künstlerisch sehr interessierte. Ein Jahr später besuchte er die fotografierten Orte erneut: „Häuser, die ich fotografiert hatte, waren plötzlich fort. Der Stadtteil hatte sich wie kein anderer in einer solch kurzen Zeit sehr verändert“, berichtet er. Doch nicht nur die Veränderung in der kurzen Zeit faszinierten den 42-jährigen städtischen Angestellten. „Die Verwahrlosung der Fassaden ist ein Prozess, der sich über viele Jahre entwickelte.“
Gerade das fände er spannend: „Es sind gelebte Fassaden“, sagt er und ergänzt: „Es ist so wie bei Gesichtern. Makellose Gesichter sind oft langweilig, doch Gesichter mit vielen Falten verraten etwas und sind viel interessanter.“ Natürlich ist es offensichtlich, dass viele Bilder der Ausstellung sozialkritisch zu deuten sind, jedoch nicht nur. Auf gewisse Weise sind die Bilder schön. Und zwar nicht nur weil die Gebäude hervorragend fotografiert sind.
Eine schier perfekte Kulisse für Fotos
Denn die Ruinen und leerstehenden Häuser mit Brettern vor den Fenstern bieten eine schier perfekte Kulisse für eine Fotosession, sondern weil Siewior es irgendwie geschafft hat, diese abgerissenen Bauten anmutig erscheinen zu lassen. Licht und Schatten auf zerfallenen Mauern und eine herrlich grüne Wiese neben einem baufälligen Haus. Irgendwie hat das alles was. Und so staunen alle Interessierten, die bei der Eröffnung durch den Kulturbunker schleichen und teils mit offenem Mund vor den Fotografien stehenbleiben.
Einige Bilder sind sogar so skurril, dass sie einen schmunzeln, ja, sogar herzhaft lachen lassen. Da wäre zum Beispiel die mit Brettern vernagelte Tür eines ehemaligen Geschäfts, wo doch tatsächlich eine Wohnung zur Miete angeboten wird. 115 Euro Kaltmiete steht da. Unfassbar.
Doch natürlich sind nicht die heruntergekommenen Räumlichkeiten auf dem Bild gemeint, sondern eine Wohnung in einem – bleibt zu hoffen – besserem Zustand. Oder doch nicht?
Auch der groß angebrachte Hinweis auf eine Ladeneröffnung im Jahr 2004 über einem eingeschlagenen Fenster ist so sonderbar, dass man nur lachend den Kopf schütteln kann.