Duisburg-Neumühl. . Die “Initiative Zechenhäuser Neumühl“ läuft zu Hochform auf: Ihre Mitglieder wehren sich dagegen, dass die Gebag rund 300 Zechenhäuser an einen Investor verkaufen will. Die Bewohner wollen ihr lebenslanges Wohnrecht erhalten.

„Die können die Häuser ja ruhig verkaufen. Aber die müssen uns doch wenigstens weiter unser lebenslanges Wohnrecht garantieren.“

Elisabeth Stelmasyk (76) wohnt seit 50 Jahren in der einstigen Neumühler Bergbausiedlung. Sie hat schon einiges mitgemacht, hat gemeinsam mit anderen Nachbarn vor rund 30 Jahren buchstäblich die Abrissbagger gestoppt, die die Siedlung plattmachen sollten. Dass sie jetzt, drei Jahrzehnte später, noch einmal auf die Straße gehen und Protest gegen die Gebag-Verkaufspläne organisieren muss, das hätte sie sich nicht träumen lassen. Gut, dass es noch die „Initiative Zechenhäuser Neumühl“ gibt, zu deren Gründungsmitgliedern sie gehört. Die ist seit den 1980er Jahren nie aufgelöst worden. Man trifft sich immer noch und bespricht, was in der Nachbarschaft passiert.

Alter Ratsbeschluss sichert lebenslanges Wohnrecht

Gerade läuft die Initiative wieder zur Hochform auf, seit Ende vergangene Woche bekannt geworden ist, dass die Gebag-Tochter DBV (Duisburger Bau- und Verwaltungsgesellschaft) die noch nicht privatisierten rund 300 Zechenhäuser möglichst auf einen Schlag an einen Investor verkaufen will (wir berichteten).

Zwar gilt immer noch ein alter Ratsbeschluss, wonach das lebenslange Wohnrecht garantiert ist. Aber: Einen alten Ratsbeschluss kann man ja durch einen neuen ändern. Nun ist der Neumühler Ratsherr Heiko Blumenthal davon überzeugt, dass die Rot-Rot-Grün-Koalition in dieser Sache für die Bürger entscheiden wird. Er fragt sich jedoch, was passiert, wenn die Häuser erst einmal verkauft sind. Man wisse ja aus Erfahrung, wie dann mit Mietern umgegangen wird, um sie los zu werden...

„Wir können uns einen Umzug gar nicht leisten“, sagt etwa Wolfgang Coenders. Er ist Rentner, muss von 950 Euro leben und ist froh, dass er die einfach ausgestattete, teils dringend renovierungsbedürftige 64-Quadratmeter-Wohnung bezahlen kann. „Ich geh’ hier auf keinen Fall raus“, kündigt der Neumühler an.

Oberbürgermeister will sich der Sache annehmen

Die Siedlung ist idyllisch gelegen, könnte ein wahres Schmuckstück sein. Manche Häuser sind schon seit langem privatisiert - die Bewohner oder deren Angehörige haben sie gekauft und hübsch hergerichtet. Die DBV-Immobilien dagegen verfallen. Es gibt Risse im Mauerwerk, die „Luxuswohnungen“ (Zitat von Wilhelm Ludwar, der selbst in der Siedlung lebt) hätten über 20 Jahre alte, asbestbelastete Nachtspeicheröfen. Die einfachen würden noch mit Kohle beheizt. Die Sanitätanlagen sind, wenn die Mieter nicht selbst Hand angelegt haben, auf einem Stand von anno tobak. Aber: es gibt große Gärten, alte Platanen vorm Haus. Und eine gute Nachbarschaft. Man kennt sich, ist zusammen alt geworden, liebt das ruhige Leben in diesem Stadtteil.

Oberbürgermeister Adolf Sauerland will sich des Themas annehmen, wie er auf Anfrage unserer Redaktion am Montagnachmittag mitteilen ließ. „Wir werden das Ansinnen prüfen“, sagte er und meinte: ob der Ratsbeschluss außer Kraft gesetzt werden kann, falls die Gebäude verkauft werden. Mit der DBV will er in kürze darüber reden.

Anwohner starten Unterschriftenaktion

Die Neumühler SPD indes zeigt klare Kante: Sie hat schon Flugblätter verteilt und ihre Position deutlich gemacht (im Kern: lebenslanges Wohnrecht, kein Verkauf der Häuser an einen Investor) und unterstützt die Menschen vor Ort.

Die Betroffenen selbst werden Protest-Unterschriften sammeln, die der Gebag, dem Oberbürgermeister und den Ratsfraktionen übergeben werden sollen.

Die Aktion ist bereits angelaufen. In wenigen Tagen, da ist sich Wilhelm Ludwar sicher, „habe ich ein paar Hundert zusammen“.