Duisburg-Hamborn. . Der erste gemeinsame „Girls-Day“ der Berufskollegs „Robert Bosch“ und „Sophie Scholl“ in Hamborn diente einem anderen Zweck: Die Schülerinnen von „Sophie Scholl“ sollten typische Männerberufe kennenlernen.
Seit 1968 arbeiten Heerscharen von Lehrer/Innen in Deutschland daran, die Nachteile von Mädchen in Schule und Ausbildung mit besonderer Förderung und Unterstützung auszugleichen.
Auch heute noch – obwohl die Mädchen die Jungen in den meisten Schulfächern längst überholt haben.Der erste gemeinsame „Girls-Day“ der Berufskollegs „Robert Bosch“ und „Sophie Scholl“ in Hamborn diente einem anderen Zweck: Die Schülerinnen von „Sophie Scholl“ sollten typische Männerberufe kennenlernen. Am 18. Mai sind die Jungs von „Robert Bosch“ an der Reihe: Sie sollen sich dann gleich nebenan über typische Frauenberufe informieren.
Die Premiere der Hamborner Berufskollegs klappte gestern auf Anhieb: Rund 50 Mädchen des Sophie-Scholl-Berufsschule mit rund 95 Prozent Schülerinnen besuchten sechs Stunden das benachbarte Robert-Bosch-Berufskolleg mit rund 98 Prozent Jungen. Unter fachkundiger Anleitung von altersgleichen Schülern lernten die Mädchen in kurzer Zeit, ein Namenschuld aus Metall zu fräsen, Befestigungen zu bohren oder einen elektronischen Würfel zu löten. Und andere beschäftigten sich mit Pneumatik-Arbeiten. Die meisten Mädchen zeigten dabei viel Engagement, Geschicklichkeit und Verständnis für die technischen Handgriffe. Die besten Arbeiten wurden im pädagogischen Zentrum des Robert-Bosch-Berufskollegs mit kleinen Preisen und großen Urkunden ausgezeichnet.
Den ersten Preis erhielt Dilan Arac aus Hamborn. Die achtzehnjährige Schülerin hatte in nur dreißig Minuten einen elektronischen Würfel mit seinen Dioden und Kupferleitungen zusammen gelötet. Dilan hat zwar bereits einen Ausbildungsplatz als Bürokauffrau in Hamborn fest in der Tasche. „Ich kann mir aber vorstellen, nach meiner Ausbildung auch einen technischen Beruf auszuprobieren und ein Praktikum machen.“ Dilans männlicher Betreuer war übrigens „ganz gut“. Dilan weiter: „Ich hätte nie gedacht, dass mich ein technischer Beruf so beeindrucken würde.“
Mit dem zweiten Preis wurde Fatima Hassan aus Oberhausen dotiert. Die junge Frau (19) hatte in vierzig Minuten einen elektronischen Würfel zusammengebastelt. „Mir hat diese Arbeit sehr gut gefallen. Am Anfang habe ich mir zwar gedacht: Was sollen wir Mädchen denn mit den technischen Berufen der Jungen? Aber als mein Würfel recht schnell funktioniert hat und die Leuchtdioden aufgeleuchtet haben, kam auch der Spaß.“ Übrigens: „Die Jungs waren zwar schüchtern, aber ganz lieb und nett. Wenn man Sie gerufen hat, haben sie immer sofort geholfen.“
Den dritten Preis erhielt Mandy Wawrziniak aus Walsum. Die 17-Jährige hatte ihren Namen in einer Dreiviertelstunde auf ein Metallschild gefräst und einen elektrischen Würfel produziert. „Das hat Spaß gemacht, Die Jungens waren nett und haben mir sehr bei der Arbeit geholfen. Ich würde das bei Gelegenheit auf jeden Fall noch mal machen.“ Auch an einem technischen Praktikum zeigte sich Mandy interessiert.
Fazit: Den meisten Schülerinnen und Schülern machte der ungewöhnliche Unterrichtstag offenbar Spaß. Nicht nur die Preisträgerinnen können sich sehr gut vorstellen, später ein technisches Praktikum im technischen Ausbildungszentrum von ThyssenKrupp Steel (TKS) in Duisburg zu absolvieren. TKS war als Mitveranstalter des ersten „Girls Day“ in den beiden Hamborner Berufskollegs.