Duisburg-Röttgersbach. .
„Ich verstehe die Welt nicht mehr“, sagt Hans-Werner Lipinski. Der Röttgersbacher kann nur noch verwundert - und verärgert - den Kopf schütteln, wenn er daran denkt, welches Theater er und seine Nachbarn an der Holtener Straße mit den mächtigen Silberahornen haben.
Seit vielen Jahren kämpfen Lipinski und weitere Anlieger der Verbindungsstraße zwischen Röttgersbach und Neumühl dafür, dass die Bäume, die massive Schäden an den Kanalanschlüssen und an den Gebäuden anrichten (wir berichteten), gefällt und durch junge Bäume ersetzt werden. Ohne Erfolg. Die Stadt verweist auf die Baumschutzsatzung und lehnt jegliche Fällung ab. „Dieselbe Stadt drückt aber offensichtlich ein Auge zu, wenn die Bahn im großen Stil Bäume fällt“, sagen er und seine Nachbarn wie aus einem Munde.
Rückblick: Es war in den Jahren 1956/1957, als die alten Bäume, die damals die Straße säumten, komplett beseitigt wurden. Es handelte sich um Linden, die den Menschen schon damals über den Kopf gewachsen waren. In den Wirtschaftswunderjahren wurde die schnieke Wohngegend aufpoliert - in dem Zuge wurden die Silberahorne gesetzt. „Aber leider hat man dann vergessen, sie zu pflegen“, sagt Ute Lipinski. Sprich: sie durch Pflegeschnitte daran zu hindern, allzu groß zu werden.
Inzwischen sind es wirklich mächtige Riesen, deren Wurzeln die Gehwegplatten großflächig hochdrücken - etliche Baumscheiben nehmen inzwischen rund zehn Quadratmeter (zwei Mal fünf Meter) ein. Die den Straßenasphalt aufbrechen (weshalb immer wieder teure Ausbesserungen nötig sind). Die in die Kanalisation wachsen und die Rohre zerstören. Die sogar durchs Mauerwerk in die Keller wuchern. „Da kann man dann den Hut dran aufhängen“, sagt Ute Lipinski säuerlich. Erst dieser Tage musste ihr Mann wieder ein Regenfallrohr erneuern, weil die Wurzeln es zerstört hatten. Daumendick sind die unterirdischen Knüppel, die er abschlagen musste.
Was die Röttgersbacher nicht verstehen können: Dass die Stadt trotz des Beschlusses der Bezirksvertretung im Herbst 2010 die Fällung nicht vornahm, sondern dafür sorgte, dass die Entscheidung zurückgenommen wurde.
Begründung: Die Bäume seien erhaltenswert, die Beseitigung sei damit rechtswidrig. Dem beugten sich die Bezirkspolitiker, wenngleich sie nicht glücklich waren. CDU-Mann Marcus Jungbauer etwa: „Ich sehe weiterhin dringenden Handlungsbedarf.“ Soll heißen: Die Bäume sollten durch junge ersetzt werden. Auch die Bürger legen Wert darauf, dass ihr Umfeld grün bleibt. Ohne Bäume wollen sie nicht leben. Mit den immer wieder auftretenden Schäden aber auch nicht. Zwar hat die Stadt bislang die Kosten für Kanalreparaturen etc. getragen, aber ob das in Zukunft auch noch der Fall sei, wisse man nicht. Unabhängig davon ärgern sich die Röttgersbacher über die riesigen Baustellen, die immer wieder eingerichtet werden. „Das sind Baustellen wie im Bergbau“, sagt einer der Anlieger. „Immer wieder haben wir den Dreck und den Ärger.“
Das stört die Stadt nicht. 37 Mal musste nach Auskunft eines Anwohners allein die Straße bereits repariert werden. Kosten, die in keinem Verhältnis zum Nutzen der Bäume stünden.