Duisburg-Meiderich. .
„Der 125. Geburtstag des Vereins im kommenden Jahr ist eigentlich ein trauriger Anlass“, sagt Albert Walter.
„Denn im kommenden Jahr“, fügt Museumsdirektor Ralf H. Althoff hinzu, „wird es den Verein vermutlich gar nicht mehr geben. Oder er wird dann geschlossen.“ Dem Evangelischen Arbeiterverein Meiderich ergehe es genauso, wie vielen Vereinen zur Kultur- und Brauchtumspflege im Duisburger Norden: Dramatischer Mitgliedermangel führt zur Schließung. „Wir hatten einige jüngere Mitglieder, so um die 40“, sagt Albert Walter, der selbst 77 Jahre alt ist, „die sind dann aber verzogen oder haben sich nicht nachhaltig engagieren wollen.“
Museumsleiter Althoff sieht die Vereinskultur generell in einer schwierigen Phase: „Gerade, was die alteingesessenen Bürgervereine angeht, gibt es vielerorts massive Nachwuchsprobleme.“
Netzwerkergesellschaft hockt vorm Computer
Dies sei, sagt Althoff, nicht nur ein demografisches Problem in einer älter werdenden Gesellschaft. Ein Paradoxon: Der Verein als das klassische soziale Netzwerk der deutschen Gesellschaft habe ausgerechnet in unserem Zeitalter der Netzwerke ausgedient. Heimatvereinen und Chören gehe es ganz ähnlich. Soziale Netzwerke spielten sich heute eben im virtuellen Raum ab: „Die jungen Menschen in unserer Netzwerker-Gesellschaft sitzen vor dem Computermonitor.“
Bei den Chören, sagt der Pfarrer im Ruhestand Walter, sei es mittlerweile sogar die Regel, das für umfangreichere Werke einzelne Sänger zur Verstärkung angeworben würden: „Da spielt es bald schon keine Rolle mehr, ob der richtig singen kann.“