Duisburg-Hamborn. .
Genau an dem Tag, an dem Hamborn vor 100 Jahren Großstadt wurde, gab es in der Stadt noch ein wichtiges Ereignis zu feiern: Kapellmeister Karl Koethke war am 1. April 1911 zum ersten Städtischen Musikdirektor ernannt worden.
Wer war dieser Karl Koethke? Geboren wurde er am 1. März 1883 in Lübeck. Von seinem Vater, dem Hauptboisten im Städtischen Orchester der Hansestadt, erbte er die Liebe zur Musik. Mit gerade mal 24 Jahren kam er nach Hamborn, das damals noch zum Landkreis Ruhrort gehörte und als „größtes Dorf Deutschlands“ bezeichnet wurde.
Im Jahr 1908 wurde er Chorleiter und Dirigent des gemischten Bürgergesangsvereins Concordia, der im Jahr 1907 in Marxloh entstanden war. Der entwickelte sich rasch und wurde bald ein „Allgemeiner Musikverein“.
Koethke stand mit seinen Sängern häufig auf der Bühne und erfand die „Hamborner Blätter für Musik“. Darin lieferte er Einführungen in seine Konzerte - die „Blätter“ wurden zum jeweiligen Ereignis herausgegeben. Wegen seines unermüdlichen Wirkens ehrte die Stadt ihn vier Jahre später mit der Beförderung zum Musikdirektor.
Ein Jahr danach gründete Koethke das private „Konservatorium für Musik und Musiklehrerseminar“, 1913 dann das „Orchester Hamborner Musiker“, das etliche Symphoniekonzerte gab - verstärkt durch Mitglieder des Duisburger Städtischen Orchesters.
Als der Erste Weltkrieg begann, wurde der Dirigent aus gesundheitlichen Gründen nicht einberufen. Aber mit der Musik ging es in den folgenden Jahren bergab - das Konservatorium wurde geschlossen, der Orchester vorübergehend aufgelöst. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges erholte sich das Musikleben rasch - Koethke verwandelte den Allgemeinen Musikverein in den Städtischen Musikverein.
Viele Klassikkonzerte
1928, ein Jahr vor dem Zusammenschluss von Hamborn und Duisburg, wird Koethke nochmals befördert: Nun darf er sich Generalmusikdirektor nennen. 21 Jahre ist er nun in dieser Stadt tätig und hat das Musikleben komplett neu gestaltet. Er führte Spielopern auf, gab unzählige Klassikkonzerte und konnte gar Komponisten wie Max Reger (1873-1916) und Paul Hindemith (1895-1963) zu seinen Solisten zählen. Die bekannten Musiker waren anlässlich dieser Konzerte nach Hamborn gereist.
Nachlass ruht in Köln
Schwierige finanzielle Verhältnisse führten dazu, dass das Städtische Orchester „vermietet“ wurde: In der Sommerpause musste Koethke mit seinen Musikern Kurkonzerte geben, die ihn unter anderem nach Bad Ems und Bad Swinemünde führten. Bei der Beethoven-Festwoche (1928 in Bad Ems) sang der Chor des Städtischen Musikvereins Hamborn den Schlusschor der Neunten Symphonie (Ode an die Freude). Bald darauf erkrankte Koethke, der in der Zwischenzeit noch mehrere kleiner Orchester betreute, und starb schließlich am 22. Juni 1933. In Swinemünde gab man ihm zu Ehren ein Gedächtniskonzert. Seinen Nachlass findet man im Archiv des Musikinstituts der Universität Köln. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Nordfriedhof in Neumühl.