Duisburg-Beeck. .

In der Altenpflege wird zukünftig vieles ehrenamtlich ablaufen. Die Kinder der Fährmannschule werden in einem Projekt darauf vorbereitet.

Marc, Angelina, Jamiel, Tolga, Nadja und Tugce gehen in die dritte oder vierte Klasse der Fährmannschule – und sie sind cool. Cool, weil sie ein eigenes, schmuckes Video haben. Ihre Lehrerin, die Referendarin Kirsten Brunner, hat das Video vom wuseligen halben Dutzend gedreht. Neben den Beecker Grundschülern sind die Hauptdarsteller des Films die Männer und Frauen aus der Senioren-Pflegeeinrichtung „Haus an der Flottenstraße“. Der Film entstand im Rahmen eines Projekts, das die 27-jährige Kirsten Brunner im Herbst vergangenen Jahres im Rahmen des Sozialkunde-Unterrichts der Schule konzipiert hatte. Grundgedanke: Kinder und alte, gebrechliche Menschen treffen aufeinender und es entsteht ein Austausch zwischen diesen Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können. Die einen stehen am Ende des Lebens, die anderen stehen erst am Anfang.

Der Partner war schnell gefunden, schließlich ist es von der Schule zum Pflegeheim nur ein Katzensprung: „Wir haben uns im Rahmen eines Arbeitskreis-Treffens über das Projekt ausgetauscht und waren begeistert von der Chance“, sagt Tom Giesbert, der Leiter der Senioren-Pflegeeinrichtung.

Dass die Kinder dann von November an gemeinsam mit den Alten Bingo und Gesellschaftsspiele spielten, spazieren gingen, Kuchen und Plätzchen backten, ist für Giesbert weit mehr als nur ein begrenztes Schulprojekt: „Die Zukunft der Altenpflege wird das Ehrenamt sein.“ Insofern sei ein Projekt von Kindern und Senioren nicht nur pädagogisch wichtig: „Wir hoffen natürlich, dass sich unter den Kindern einige finden, die nachher ehrenamtlich in der Altenpflege tätig sein werden.“

Ganz abgesehen von der Situation in Beeck, sagt Giesbert weiter, laufe die demografische Altersentwicklung in der Bevölkerung ohnehin darauf hinaus, das Pflege irgendwann de facto nicht mehr zu bezahlen sein werde.

Dass bei den Beecker Grundschulkindern im Rahmen der – übrigens gegenseitigen besuche – ganz spielerisch und unverkrampft, tiefes Verständnis für die alten und gebrechlichen Menschen entstanden ist, beeindruckte beide Seiten so sehr, dass das Projekt nun weitergeführt wird: „Ich bin noch bis zum Sommer im Referendariat an der Fährmannschule“, sagt Kirsten Brunner, die das Projekt multimedial dokumentiert hat. So lange werde es dann mindestens noch laufen.

Giesbert und Brunner sind sich einig in ihrer Einschätzung über den möglichen Modellcharakter der Generationen-Begegnungen: „Natürlich ist diese Art von Kooperation auch für andere Senioreneinrichtungen in anderen Stadtteilen interessant“, sagt Giesbert. Er und Lehrerin Brunner sind gerne bereit, in den Austausch mit Kollegen zu treten.

Dass die Besuche bei den alten Menschen an der Flottenstraße für einige Kinder weit mehr waren, als sinnvolle Freizeitgestaltung, zeigt die Geschichte von Jamiel. Der bewegt sich jetzt locker, lachend zwischen den alten Menschen. Dabei fühlte er sich am Anfang gar nicht wohl: „Jamiel mochte den Ort nicht“, sagt Jamiels Mama Annika, deren Großvater im Haus gepflegt worden war: „Sein verstorbener Ur-Opa hat hier gelegen“. Der Umgang mit den alten Menschen, sagt die Beeckerin, habe ihrem Sohn jedoch die Angst vor dem Ort genommen: „Das hätte ich nie gedacht.“