„Bruckhausen ist ein Stadtteil, der erhalten werden muss.“ Das fordern die Historikerin Katrin Susanne Gems und ihre Mitstreiter. In der Gaststätte „Schwarzer Diamant“ trafen sich die Aktivisten zu einem ersten Arbeitstreffen. Weitere sollen folgen.

Den Abriss im Februar 2011 wollen sie auf den letzten Metern stoppen. Das hat sich die Gruppe zum Ziel gesetzt. Im vergangenen Sommer kreiste bereits die Abrissbirne: Damals verschwanden elf Häuser. In knapp drei Monaten 50 weitere Gebäude folgen.

„Wenn wir Bruckhausen abreißen, dann ist das so, als ob Erfurt seine mittelalterliche Innenstadt abreißt“, sagt die Historikerin von der von ihr gegründeten Geschichtswerkstatt Duisburg-Nord. Die junge Frau schreibt zur Zeit ihre Doktorarbeit über die Geschichte des Duisburger Nordena. Die Gebäude, die schon bald dem Erdboden gleichgemacht werden sollen, sind ihrer Meinung nach typische Denkmäler des Ruhrgebiets. Die Planung der Stadt, einen Grüngürtel anzulegen, hält sie für „Unsinn“.

Mit ihrer Meinung steht Katrin Susanne Gems nicht ganz alleine da. Der Personenkreis aus Bruckhausenern, Marxlohern und Experten, der sich um die Historikerin gescharrt hat, sieht in dem ehrgeizigen Projekt der Stadt eine einzige große Fehlplanung, „die man durchaus mit Stuttgart 21 vergleichen kann“.

Als „Alibi-Sanierung“ prangert Prof. Dr. Roland Günter, Vorsitzender des deutschen Werkbundes, die Pläne an. Der Denkmalschützer ist bekannt dafür, dass er sich seit Jahren für den Erhalt der Ruhrgebiets-Architektur stark macht. „Der Abriss ist ein Realitätsverlust der Duisburger Verwaltung“, findet Roland Günter deutliche Worte, um seinen Unmut auszudrücken. Er würde es begrüßen, wenn es in Bruckhausen zu einem Schlichtungsverfahren - ähnlich wie in Stuttgart - kommt, um das Problem zu lösen.

Die ideale Lösung wäre für die Grüngürtel-Gegner, wenn der Sanierungsbereich vollständig unter Denkmalschutz gestellt würde. Das schlug 2007 auch schon das Rheinische Amt für Denkmalpflege vor.

„Die Stadt hingegen könnte das Geld in etwas anderes als den Abriss investieren“, schlägt Prof. Günter vor. Der Grüngürtel ist nicht mehr als eine riesige Rasenfläche, die einer kolossalen Geldverschwendung gleichkommt. Wie genau die Sanierung von Bruckhausen aussehen soll, dazu wollte die Gruppe noch nichts Konkretes sagen.

Anders beurteilt die Situation in Bruckhausen die Duisburger Verwaltung. „Alle relevanten Aspekte wurden beim Sanierungsverfahren berücksichtigt“, sagt Stadtsprecher Josip Sosic. Dazu zählen auch Fragen der Denkmalpflege. Laut Stadt ist ein förmliches Sanierungsverfahren sowieso nur durchführbar, „wenn massive städtebauliche Missstände“ vorliegen. Das trifft im Fall Bruckhausen zu.

Die Problematik, dass der Abriss ganzer Straßenzüge auch erhaltungswürdige Gebäude aus der Gründerzeit trifft, ist der Verwaltung bekannt. „Zweifellos gibt es solche Häuser“, sagt Josip Sosic, „aber man muss die gesamte Gemengelage sehen.“ Hoher Leerstand in Bruckhausen und eine schrumpfende Bevölkerung im gesamtem Stadtgebiet zwingen die Verwaltung dazu, solche Projekt wie den Grüngürtel umzusetzen. Als hausgemacht sehen die Gegner diese Probleme an. „Die Stadt hat zehn Jahre daran gearbeitet, diesen Zustand in Bruckhausen zu schaffen“, kritisiert Gems. Sie will Alternativen zum Abriss ausarbeiten.