Ein-Euro-Jobs sind kein Sprungbrett, um langjährige Arbeitslosigkeit zu überwinden. Das ist einer der Gründe, warum sie in den letzten Wochen in die Kritik geraten sind.
Aber dass Ein-Euro-Jobs sehr wohl zu einer sozialversicherungspflichtigen Anstellung führen können, zeigt der Fall der 45-jährigen Martina Pieprzyk aus Walsum.
Sie war eine von 25 Arbeitslosen, welche die ARGE auf ein Euro-Basis an das „Pflege Plus“-Seniorenzentrum an der Jupiterstraße in Aldenrade vermittelte. Zehn dieser Menschen hat das Altenheim mittlerweile fest angestellt. Martina Pieprzyk gehört zu den Glücklichen. Sie arbeitet jetzt als Rezeptionistin, bekommt kein Geld mehr von der ARGE und fühlt sich wieder nützlich.
Der Hintergrund: Die zweifache Mutter beendete 1984 erfolgreich ihre Ausbildung zur Bürokauffrau. „Ich habe danach keine Anstellung bekommen und auch noch im selben Jahr geheiratet“, erzählt die Walsumerin. Mit 22 bekam sie ihren Sohn, mit 29 ihre Tochter. Fortan war sie Hausfrau und Mutter.
Ein stressiger Job, aber keiner, mit dem Geld in die Haushaltskasse kam. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann musste sie umdenken: „Es war klar, dass ich wieder auf eigenen Füßen stehen muss.“ Fast ohne Berufserfahrung versuchte sie, in der Arbeitswelt einen Platz zu finden, aber ohne Erfolg. Martina Pieprzyk war auf Hartz IV angewiesen. „Das war für mich die schlimmste Zeit“, verrät die Rezeptionistin. „Das Selbstwertgefühl ist im Keller.“ Einen PC- und einen Auffrischungskurs in dem Beruf, den sie vor über 20 Jahren gelernt hatte, brachten auch keine Arbeit. Sie fand einfach niemanden, der ihr eine Chance geben wollte. „Nur Gelegenheitsjobs habe ich bekommen“, sagt sie.
Dann machte ihr die ARGE 2008 das Angebot, im Seniorenzentrum anzufangen. „Hier habe ich vom ersten Tag an wohl gefühlt“, berichtet Martina Pieprzyk. Nach der Ein-Euro-Phase folgte die befristete Anstellung und jetzt ist sie seit März 2010 ganz regulär beschäftigt. „Ohne den Ein-Euro-Job hätte ich nie eine Chance bekommen“, freut sich die 45-Jährige. „Das Altenheim ist ein super Arbeitgeber“, schwärmt sie. Dort hat man ihre Qualitäten erkannt. Ein Draht zu den Bewohnern, ein offenes Ohr und ein großes Herz sind hier wichtig. Eben solche Fähigkeiten, die eine Frau lernt, wenn sie zwei Kinder erfolgreich groß zieht.