Jingo hatte Angst. Der sieben Monate alte Hund war ziemlich froh, dass Frauchen Beatrix Neugebauer ihn beschützte
. Zu fremd war die Umgebung im Vorraum der Heinrich-Böll -Schule in Meiderich, wo rund sechzig Bewohner auf das Ende der Bombenentschärfung warteten. Dabei war es für ihn schon das zweite Mal in seinem kurzen Hundeleben. Vor ein paar Wochen hatte er wegen der Entschärfung einer Bombe an der Honigstraße schon mal dasselbe durchmachen müssen.
Ganz anders Peter Giesecke. Eigentlich könnte Peter Giesecke schon ein Bett in Duisburg aufstellen, so oft muss der Feuerwerker der Bezirksregierung in Duisburg Kriegsrelikte beseitigen. Gestern zum zehnten Mal in diesem Jahr. Er musste einer Zehn-Zentner-Bombe in Meiderich den Schrecken nehmen.
„Das ist eine ganz schöne Zigarre“, meinte Giesecke, als die Bombe um die Mittagszeit auf dem Lastwagen des Kampfmittelräumdienstes von seinen Kollegen Dirk Putzer und Udo Lokotsch festgezurrt wurde. Auf dem Werksgelände von Linde in Meiderich war die Bombe bei der Auswertung von Luftaufnahmen entdeckt worden. Auch mehr als 60 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs war die Bombe noch in gutem Zustand. Sogar die Originalfarbe war noch auf der Metallhülse zu sehen. Der Stempel im Zünder verriet, wann er gebaut worden ist: Juni 1944. Während der Zünder noch vor Ort gesprengt wurde, wurde die Bombe selbst nach Ratingen zu einem zentralen Sammelplatz gebracht. Von hier aus geht sie an einen Spezialbetrieb, der sie in Scheiben schneidet und dann scheibchenweise vernichtet.
Bevor es soweit ist, greift in Duisburg die Routine. Für Johannes Bergmann vom Ordnungsamt ist klar: Wie immer in solchen Fällen wird geprüft, ob und wie viele Menschen betroffen sind. In diesem Fall mussten 1493 Menschen, die im Umkreis von 500 Metern wohnen, die Wohnung verlassen, in der Sicherheitszone (zwischen 500 und 1000 Meter rund um den Fundort) sind weitere 9643 Menschen zu Hause, dazu noch fünf Schulen und ein Kindergarten. An sie alle wurden durch 20 Mitarbeiter der Stadtverwaltung Freitag und Samstag mehr als 8000 Flugblätter verteilt. die DVG und die Bahn mussten in der Zeit für alternative Beförderungsmöglichkeiten sorgen, in der Busse und Straßenbahnen nicht mehr fahren.
Während die Schüler um den Untericht nicht herumkamen, mussten die Kinder aus dem Kindergarten zu Hause bleiben.
Als um 11.40 Uhr die Bombe endgültig entschärft worden war, konnte Giesecke aufamten und die Autos, die sich vor den Absperrungen drängten, ihre Fahrt fortsetzen.